Für Karfreitagsprozessionen muss man künftig in der Regel einen Urlaubstag nehmen.

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Wien – Persönlicher Feiertag statt Feiertag: So sieht die vom Parlament bereits beschlossene Regelung für den Karfreitag aus, nachdem die alte Bestimmung vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben worden ist. Für die Evangelischen, Altkatholiken und Methodisten ist die Abschaffung ihres höchsten Feiertags ein Affront. Nach einer verlängerten Schrecksekunde liefen auch die obersten Vertreter der evangelischen Kirche, angeführt von Bischof Michael Bünker, gegen die Änderung Sturm. Auch rechtliche Schritte gegen die Neuregelung sollen geprüft werden.

Nun erhält Bünker Unterstützung seiner großen Brüder und Schwestern aus Deutschland, wo die evangelische Kirche 21,5 Millionen Mitglieder zählt. Die Glaubensgemeinschaft wendet sich in einem Brief an Bünker und versichert ihn ihrer Solidarität. Dass in Österreich ein Urlaubstag am Karfreitag verbraucht werden soll, erfüllt Petra Bosse-Huber "mit großer Sorge". Die Bischöfin und Leiterin der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit in der evangelischen Kirche Deutschland schreibt, dass "dadurch das geistliche Leben der evangelischen Christinnen und Christen empfindlich beeinträchtigt" werde.

Kreuz steht für Würde

In dem Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, wird die Bedeutung des Karfreitags und somit des Todestags Jesu für die Konfession hervorgehoben: "Das Kreuz steht für die bedingungslose Würde aller Menschen, insbesondere der Bedürftigen und Schwachen, und für eine Kultur der Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit." Und Bosse-Huber weiter: "Wie kein anderer Tag erinnert deshalb gerade der Karfreitag auch besonders die abendländisch-christlich geprägten Gesellschaften und Staaten an die grundlegenden Werte, die unsere Gemeinwesen begründen."

Übergabe einer Resolution der Glaubensgemeinschaften in Klagenfurt.
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Die evangelische Kirche in Deutschland solidarisiere sich mit der Resolution der Synode der österreichischen Glaubensbrüder, heißt es in dem Brief an Bünker. Dort wird die Regierung heftig kritisiert und "Empörung über die Äußerungen von Bundeskanzler Sebastian Kurz und dem für Kultusangelegenheiten zuständigen Bundesminister im Bundeskanzleramt, Gernot Blümel, über die Evangelischen als quasi vernachlässigbare Minderheit" ausgedrückt. "Solche Äußerungen werfen ein Licht darauf, wie mit den Interessen von (religiösen) Minderheiten in Österreich derzeit umgegangen wird", wird in der Resolution festgestellt.

Zusätzlicher Urlaubstag gefordert

Gefordert wird, dass der Karfreitag für alle zum Feiertag deklariert wird. Sollte das nicht möglich sein, sollte der persönliche Feiertag zusätzlich zum bestehenden Kontingent gewährt werden. Zudem wird verlangt, dass die Kirchen bei künftigen Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof Parteistellung erlangen. (Andreas Schnauder, 21.3.2019)