Wien/Salzburg – Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat in der aktuellen Antragsrunde 222 sogenannte Advanced Grants vergeben. Einer davon geht nach Österreich – an die Sinologin und Historikerin Angela Schottenhammer von der Universität Salzburg. Die jeweils mit bis zu 2,5 Mio. Euro dotierten Förderpreise sollen den Forschern ermöglichen, anspruchsvolle und risikoreiche Projekte durchzuführen.

Die Advanced Grants stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. In Summe werden die 222 Preisträger mit 540 Mio. Euro gefördert. Bei rund 2.050 Anträgen lag die Erfolgsrate bei elf Prozent. Die meisten Förderpreise gehen an Forscher in Großbritannien (47), Deutschland (32), Frankreich (31), Niederlande (23) und die Schweiz (18).

Handel in früheren Jahrhunderten

Angela Schottenhammer ist Professorin für Außereuropäische und Globalgeschichte am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. In ihrem Projekt will sie sich mit einem interdisziplinären Team dem frühen transpazifischen Handel vom 16. bis 18. Jahrhundert widmen. "Unser Ziel besteht darin, das veraltete Bild des Manila Galeonen-Handels als eines reinen Austausches von Seide, Keramik und Gewürzen gegen Silber zwischen Acapulco und Manila zu ersetzen und eine neue und umfassendere bottom-up Geschichte zu schreiben, welche die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt ins Zentrum der Analyse stellt", so Schottenhammer. Mit sogenannten Manila-Galeonen wickelten die Spanier den Warenverkehr in ihrem Kolonialreich zwischen Acapulco und Manila ab.

Die Wissenschafter wollen unter anderem informelle Handelsrouten und Netzwerke sowie bisher kaum beachtete Akteure und Regionen in den transpazifischen Beziehungen und Verbindungen sowie Umwelteinflüsse aufzeigen. Dazu sollen etwa die Strukturen und Auswirkungen von Schmuggel und Piraterie, der informelle, zufällige oder ungewollte Austausch von Objekten, Reise- und Migrationsbewegungen von Personen, Tieren und Pflanzen, der oft unsichtbare Wissens- und Technologietransfer und die Übertragung von Krankheiten untersucht werden.

Förderungen für weitere Österreicher

Auch zwei im Ausland tätige österreichische Wissenschafter erhalten einen Advanced Grant: Der Neurowissenschafter Gero Miesenböck von der Universität Oxford widmet sich in seinem ERC-Projekt der biologischen Funktion von Schlaf und dem Schlafhomöostase genannten Mechanismus, der es einem Organismus ermöglicht zu messen, wie lange er bereits wach ist. Den Aktivismus von Arbeiterinnen in Osteuropa und international bis zum Ende des 20. Jahrhunderts untersucht die Historikerin Susan Carin Zimmermann von der Central European University (CEU) in Budapest. (APA, red, 28. 3. 2019)