Im Auto der Zukunft hat der Lenker wenig zu tun. Man darf sich das ein bisschen vorstellen wie im Flugzeugcockpit. Der Computer denkt und lenkt, der Pilot überwacht.

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Seit Jänner ist es in Österreich offiziell erlaubt: Wer schon ein Auto mit automatischer Einparkhilfe sein Eigen nennt, darf aussteigen, bevor sich das Auto selbstständig in Parkposition begibt. Seit März dürfen Pkws laut Gesetz auch auf den Autobahnen vollständig autonom fahren.

Konkret heißt das aber nicht mehr, als dass es erlaubt ist, den Autobahnpiloten mit automatischer Spurhaltung einzusetzen. Autobahnfahrer dürfen also fahren, ohne die Hand am Lenkrad zu haben. Und das ohne zeitliche Beschränkung. In der Praxis ist man von einer gemütlichen Fahrt allerdings weit entfernt: Die Assistenzsysteme sind scharf eingestellt und schlagen schnell Alarm, wenn die Sensoren kein Gewicht am Steuer spüren. Dies und der Umstand, dass derzeit allenfalls die Oberklasse mit entsprechenden Assistenzsystemen ausgerüstet ist, führen dazu, dass im Alltag vom autonomen Fahren wenig zu sehen ist.

Erste Schritte

Doch immerhin: Die ersten Schritte sind getan. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) will bei dem Thema nicht auf der Bremse stehen. Der Grund ist simpel und nicht auf Österreich beschränkt: Regierungen wollen weltweit die Entwicklung rund um fahrerlose Pkws und Lkws für einen Innovationsschub nutzen.

Deutschland, Frankreich und Luxemburg etwa tun sich nun zusammen: Bis Ende des Jahres soll ein Testgebiet für automatisiertes und vernetztes Autofahren im Dreiländereck von Deutschland, Luxemburg und Frankreich entstehen. Es gehe darum, verschiedene Komponenten beim grenzüberschreitenden Verkehr auszuprobieren, heißt es. So gibt es in den drei Ländern naturgemäß unterschiedliche Ampeln, Straßenschilder und Mobilfunksysteme – viele Stolpersteine und potenzielle Hindernisse, die es zu testen und auszuräumen gilt.

Grenzüberschreitendes Testfeld

"Wir sind das erste grenzüberschreitende Testfeld in Europa überhaupt", sagt der luxemburgische Verkehrsminister François Bausch stolz. Die Fahrzeuge sollen auf dem Straßennetz von Merzig über Saarlouis und Saarbrücken nach Metz in Frankreich und weiter nach Luxemburg unterwegs sein. Menschen müssen dabei aber immer mit an Bord sein. Die Hoffnung der beteiligten Länder lautet, künftig auch Start-ups als Interessenten und weitere Projekte für das Testfeld zu gewinnen. Bisher seien bereits Siemens, die luxemburgische Post und der französische Autohersteller PSA (Renault/Citroën) mit an Bord.

Dass die Reise Richtung "autonomes Fahren" geht, machte dieser Tage auch die EU-Kommission klar. Man wolle die "Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge verbessern" und damit den "Übergang zum autonomen Fahren erleichtern", hieß es jüngst in einer Pressemitteilung in einer etwas anders gelagerten Sache. Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten vergangene Woche geeinigt, Vorschläge der EU-Kommission umzusetzen, wonach neue Fahrzeuge ab 2022 verpflichtend mit einer ganzen Reihe elektronischer Kontrollsysteme wie Spurhalte- und Tempoassistenten ausgestattet werden.

Unter Beobachtung

Darunter fallen auch Funktionen, die die Fahrer permanent überwachen und Daten aufzeichnen. Das Parlament und die Mitgliedstaaten müssen das noch bestätigen, was in der Regel Formsache ist. Offen ist noch, wie genau das Fahrverhalten der Lenker dokumentiert wird und wie diese Daten nach Unfällen verwertet werden. Auch die Frage, ob es reicht, solche Systeme an Bord zu haben, oder ob sie verpflichtend eingeschalten werden müssen, ist noch nicht geklärt.

Inwieweit Länder auf das Thema autonomes Fahren vorbereitet sind, hat jüngst das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG in seinem "Autonomous Vehicles Readiness Index" (AVRI) für 2019 erhoben. Österreich belegt in diesem Jahr Platz 16. Im Vorjahr war es noch Platz zwölf. Den Rückfall führen die Studienautoren darauf zurück, dass fünf neue Länder in die Untersuchung aufgenommen wurden. Die Niederlande führen die Wertung bereits zum zweiten Mal an, gefolgt von Singapur und Norwegen. Was man von den Spitzenreitern lernen kann: Sie punkten unter anderem durch eine hohe Akzeptanz von E-Autos und eine große Dichte an Ladestationen. Vor allem bei Ersterem hat Österreich noch Aufholpotenzial. (Regina Bruckner, 1.4.2019)