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Obama-Nostalgie soll Joe Biden helfen, die Präsidentschaft zu gewinnen.

Foto: APA / AFP / Getty Images / Mark Makela

Washington – Fast 30 Jahre nach der rüden Befragung eines mutmaßlichen Opfers sexueller Belästigung im US-Kongress hat der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden sein Bedauern geäußert. Biden telefonierte kürzlich mit der Juraprofessorin Anita Hill, wie sein Wahlkampfteam am Donnerstag bestätigte. Er habe ihr dabei sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, was sie über sich habe ergehen lassen müssen.

Der Anruf sollte eigentlich einen Schatten über der Wahlkampagne Bidens auflösen: Denn dem 76-Jährigen wird nicht nur sein unrühmliches Verhalten als damaliger Leiter des Justizausschusses vorgeworfen, sondern auch wiederkehrende körperliche Annäherungsversuche an Frauen. Erfolgreich war der Anruf im Sinne seines Wahlkampfes nun nicht: Hill bestätigte der "New York Times", dass Biden mit ihr telefoniert habe. Sie betonte zugleich, seine Ausführungen hätten sie nicht zufriedengestellt. Zudem seien auch die anderen Vorwürfe gegen Biden aufzuklären.

Holpriger Kampagnenstart

Aus der Kampagne des früheren Vizepräsidenten hieß es, Biden habe in dem Telefonat auch seine Bewunderung für all das ausgesprochen, was sie getan habe, "um die Kultur rund um sexuelle Belästigung in diesem Land zu ändern". Im Nominierungsverfahren des Supreme-Court-Richters Clarence Thomas 1991 hatte seine ehemalige Mitarbeiterin Hill ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Es entwickelte sich eine regelrechte Schlammschlacht, in deren Verlauf sich Hill schwerer Angriffe auf ihre Glaub- und Ehrwürdigkeit erwehren musste. Biden wurde später für seine Leitung des Justizausschusses kritisiert, er habe Hill nicht ausreichend geschützt.

Der Vizepräsident unter Barack Obama (2009 bis 2017) hatte am Donnerstag seine Bewerbung für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten verkündet. Seine Bewerbung war seit einigen Wochen erwartet worden. Zuletzt war der 76-Jährige durch Vorwürfe von Frauen unter Druck geraten, die berichtet hatten, er habe sie in früheren Jahren in unziemlicher Weise berührt. Eine Frau etwa sagte, Biden habe sie ohne ihre Zustimmung auf den Hinterkopf geküsst. (mesc, APA, 26.4.2019)