Hans Roh (72), oststeirischer Entsorgungspionier und Unternehmerpersönlichkeit der alten Schule.

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Er setzt jetzt auch auf das Recycling von Lithiumbatterien.

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Anders als bei einstiger Verschrottung wird das Recycling der Akkus eine kniffelige Sache.

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Hans Roth ist jemand, den man getrost als Unternehmerpersönlichkeit bezeichnen kann, weit mehr jedenfalls als bloß ein geschickter Geschäftsführer. Er handelt unter anderem mit Dingen, die wir eigentlich gar nicht mehr brauchen können. Der Absolvent der Handelsschule Feldbach und gelernte Einzelhandelskaufmann stieg 1968 in den väterlichen Baustoff- und Kohlenhandel in Gnas in der Oststeiermark ein und baute diesen zu einer Firmengruppe aus, bestehend aus Energie- und Baustoffhandel.

Saubermacher

1979 erkannte er bereits die Bedeutung der Ressourcenbewirtschaftung und gründete die Roth Umweltschutz GmbH, heute Saubermacher, und expandierte stark und sehr früh auch in den Osten. Saubermacher ist an zahlreichen Recycling- und Entsorgungsunternehmen beteiligt, etwa am deutschen Spezialisten für Batterierecycling Redux.

In seiner Funktion als Präsident des Verbands österreichischer Entsorgungsbetriebe warnt Hans Roth nun eindringlich vor dem Abfluss von Rohstoffen in Form von alten Automobilen. Er betont, gerade bei Fahrzeugen könne man die Rohstoffkreise geschlossen halten, aber nur, wenn Altautos auch in Österreich bleiben.

Nach einer Untersuchung der "Arge Shredder" werden nur 60.000 Altautos in heimischen Anlagen ordnungsgemäß verwertet. Rund 220.000 Autos gelangen über Zwischenhändler in den Osten und nach Afrika. Besonders heikel erscheint dies, wenn man diese Zahlen auf künftige Elektroantriebe hochrechnet, wo der Einsatz an wertvollen Rohmaterialien noch unvergleichlich höher ist als bei konventionellen Autos.

Altersgrenzen

Auch wenn viele Länder im Osten schon seit längerem Altersgrenzen für die Einfuhr von Gebrauchtwagen festgelegt haben, von Österreich aus ist es durchaus legal, Autos zu exportieren, solange sie noch betriebstauglich sind, also ein Pickerl haben.

Doch Hans Roth schätzt die Dunkelziffer an nicht mehr gebrauchsfähigen Autos, die trotzdem exportiert werden, relativ hoch ein: "Ich glaube nicht, dass alle Leute wissen, dass sie etwas Strafbares machen, wenn sie ihr Auto mit abgelaufenem Pickerl einfach jemandem mitgeben."

Und er hält das Risiko, erwischt zu werden, auch für unverhältnismäßig hoch. Roth: "Die wenigsten wissen, dass sie die Entsorgung ihrer Produkte beim Kauf ja schon mitbezahlt haben. Der Händler muss das Auto mit abgelaufenem Pickerl sowieso zum Nulltarif zurücknehmen."

Dazu kommt noch, dass Österreichs Shredderbetreiber und Entsorger mit ihrer Infrastruktur auf bestimmte Geschäftsdimensionen ausgerichtet sind. Wenn keine Wracks mehr reinkommen, stockt das ganze Geschäftsmodell.

EU-Regelung

Innerhalb der EU ist klar geregelt, was mit unseren wertvollsten Abfällen zu geschehen hat. Die sogenannten Inverkehrbringer müssen sowohl Autos als auch Batterien aller Art kostenlos zurücknehmen. Künftig natürlich auch kaputte Elektroautos und deren Antriebsbatterien. Das heißt, Hersteller, Importeure und Handel sind in der Pflicht. Deshalb zahlen die Hersteller von entsorgungspflichtigen Produkten üblicherweise in einen Verbandstopf ein, und von diesem Geld werden die Kosten für die Verwertung des Rücklaufs bestritten.

Eine dominierende Einflussgröße für das Geschäftsmodell Recycling stellt der aktuelle Ölpreis dar. Er ist die bedeutendste Einflussgröße, wenn es darum geht, ob sich Recycling rentiert oder Kosten verursacht. Roth: "Liegt der Ölpreis zwischen 50 und 70 Dollar pro Barrel wie jetzt, dann ist das für uns Recycler schlecht. Wenn er über 100 bis 110 Euro hinaufgeht, wird das Recycling immer wirtschaftlicher. Darum hat man ja das Gesetz gemacht, dass der Inverkehrsetzer für die Entsorgung haften muss. Und wenn der Schrottpreis noch so niedrig ist."

Neue Herausforderungen

Mit dem E-Antrieb wird das Thema noch viel komplexer. Vor allem Batterien enthalten große Mengen an wertvollen Rohstoffen, die für die Nachwelt sichergestellt werden müssen. Aber nicht nur die Quantität ist eine Herausforderung, sondern auch der tägliche Umgang mit ausrangierten Stromspeichern. Ob Einweg- oder wiederaufladbare Batterien, die bisherigen Batterien auf Zink-Alkali-, Nickel-Cadmium- und Nickel-Metallhydrid-Basis waren von der Energieseite her relativ harmlos.

Hans Roth: "Jetzt erst langsam kommen die neuen Geräte mit Lithium-Batterien zurück." Und die haben es in sich, man denke nur an die vielen voluminösen Lithium-Batterien in Elektroscootern, E-Bikes. Sie stellen ein möglicherweise unterschätztes Unfallrisiko dar.

Dann ist die Hölle los

Roth: "Man sollte keine Fahrradbatterien rumliegen lassen, denn die Restlademenge ist immer noch erheblich. Wenn da jemand zu schweißen beginnt, und es fliegt ein Funke, ist die Hölle los. Solche Vorgänge haben in letzter Zeit Entsorgungsunternehmen in Schutt und Asche gelegt. Die Batterien sind leider nicht so gesichert, wenn sie zerkleinert werden. Man muss dafür sorgen, dass sie nicht nass werden, dass sie nicht beschädigt werden oder gar Kinder damit spielen. Die Batterien sind nicht so sicher gebaut wie zum Beispiel Zink-Alkali-Batterien."

Der Preis für das Recycling von Lithium-Ionen-Fahrzeugbatterien, für das jetzt 500 Euro verbucht wird, wurde noch vor drei Jahren mit mehreren tausend Euro angesetzt. Als Ziel gilt Kostenneutralität. Ein hohes Kursrisiko im Rohstoffgeschäft herrscht dabei immer (auch mit hübschen Gewinnaussichten). Entsprechend ihrer Rücknahmeverpflichtung kalkulieren die Autohersteller auf jeden Fall Entsorgungskosten ein, die sie beim Verkauf schon draufschlagen. (Rudolf Skarics, 6.5.2019)