Ein technischer Defekt kostete Roland Ratzenberger bei seinem erst dritten Einsatz in der Formel 1 das Leben.

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Wien/Imola – Am 1. Mai jährt sich das wahrscheinlich schwärzeste Wochenende der Formel 1. Beim Großen Preis von San Marino starben vor 25 Jahren binnen 25 Stunden der Österreicher Roland Ratzenberger und die brasilianische Legende Ayrton Senna durch Unfälle. "Es war, als hätte man Jesus live gekreuzigt", sagte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Das Desaster von Imola veränderte den Motorsport nachhaltig.

Ratzenberger starb am 30. April 1994 im Qualifikationstraining. Senna krachte einen Tag später als Führender des Rennens mit seinem Williams in der Tamburello-Kurve gegen eine Mauer, der 34-Jährige erlitt dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen. Knapp vier Stunden nach dem Unfall erklärten ihn die Ärzte in der Maggiore-Klinik von Bologna für tot.

Ratzenberger verunglückte nach einem Bruch des Frontflügels an seinem Simtek-Ford bei über 300 km/h. Der 33-Jährige erlitt beim frontalen Einschlag in eine Betonbegrenzung einen Schädelbasisbruch und verstarb noch am Unfallort. Ratzenberger war das erste Todesopfer der Formel 1 seit dem Italiener Riccardo Paletti 1982 in Kanada.

Roland Ratzenberger in seinem Boliden.
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Der Salzburger erfüllte sich 1994 seinen Traum von der Motorsport-Königsklasse. Für das freilich brustschwache Simtek-Ford-Team holte er in seinem einzigen Rennen immerhin einen elften Platz beim Pazifik-GP in Aida (Japan), ehe ihn ein technischer Defekt in Italien das Leben kostete. "Es war einer der schlimmsten Momente meiner Karriere, wenn nicht überhaupt der schlimmste", sagt Gerhard Berger damals.

Mit Karl Wendlinger nahm tags darauf ein weiterer Österreicher am Grand Prix von San Marino teil, in dem dann Senna sein Leben verlor. Während der Brasilianer in seiner Heimat wie eine Gottheit zu Grabe getragen wurde, war auch in Österreich die Anteilnahme an Ratzenberger groß. Über 800 Kondolenzschreiben sowie 250 Trauergäste und TV-Teams aus dem Ausland beim Begräbnis am 7. Mai zeugten davon.

"Er lebte seinen Traum"

Ratzenberger habe einen Traum gesehen und im Streben um die Verwirklichung dieses Traums das ihm bekannt gewesene Risiko zurückgestellt, hielt Niki Lauda damals in seiner Abschiedsrede fest. Ratzenbergers Grab in Maxglan ziert ein Modell seines rot-weiß-roten Helms sowie die Inschrift: "Er lebte seinen Traum".

Nachdem Ratzenberger einem Schädelbasisbruch erlegen war, hatte Lauda unmittelbar nach dem Unfall auch dafür plädiert zu versuchen, künftig den Helm eines Rennfahrers "irgendwie" an der Schulter befestigen zu können. Das entsprechende Hans-System, das die Halswirbelsäule des Fahrers vor Überdehnung schützt, wird in der Formel 1 seit 2003 eingesetzt.

Ratzenberger – in England auch "The Rat" genannt – galt als Spätberufener. "Bergers Gage ist höher als unser gesamtes Budget", hatte der Salzburger gescherzt, als sein Engagement als zweiter Fahrer und für zunächst sechs Rennen beim neuen englischen Simtek-Team feststand. Nachdem er sich für Brasilien nicht qualifizieren konnte, beendete er das Rennen in Aida als Elfter. Imola wäre sein erst dritter Auftritt gewesen.

Ratzenbergers Eltern Rudolf und Margit setzen sich seit dem Unfall intensiv dafür ein, die Erinnerung an ihren Sohn wachzuhalten. Auch dieses Wochenende waren sie bei der schon obligaten Gedenkfeier in Imola an der 50 Kilometer südöstlich von Bologna liegenden Rennstrecke.

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Margit und Rudolf Ratzenberger im Rahmen der Gedenkfeier 2014 in Imola.
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In Salzburg wurde eine Plakatkampagne kreiert, in einem steirischen Grand-Prix-Museum sind Devotionalien des Rennfahrers zu sehen. Die Familie Ratzenbergers hat viele persönliche Gegenstände ihres Sohnes einem Sammler übergeben. Gerhard Menzinger betreibt im weststeirischen St. Paul beziehungsweise Lannach die Grand Prix Collection. Dort sind neben einem F1-Simulator, Overalls und Automodellen Preziosen von Tazio Nuvolaris Lederkappe bis hin zu Lorbeerkränzen und Trophäen von Jochen Rindt oder eine einzigartige Bronzebüste von Michael Schumacher zu sehen. Die 100 Quadratmeter sind längst zu klein für die stetig wachsende Sammlung, die auch in 30 Mappen von Ratzenbergers Privatunterlagen Einblick gewährt. (APA, red, 30.4.2019)