Ein Labyrinth-Test, um die Arbeitsmoral zu checken?

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Google ist stolz auf die besondere Testung von Bewerbern (vermittels bestimmter Arbeitsproben), was der Weltkonzern "Googliness" nennt und zeigen soll, ob Kandidaten über diese Eingliederungsfähigkeit in die Googlewelt verfügen. Verkauft wird das als eigentlich großen Spaß und hippe Sache. Personalchefs weniger mächtiger Firmen sagen, sie schauen jetzt auf Soft Skills und die Persönlichkeit, testen, ob der "Wertekanon" der Bewerber mit jenem des Unternehmens stimmig ist. Um welche "Werte" es da geht, ist selten Thema – eigentlich heißt das im Klartext ja auch nur: Funktioniert dieser Mensch voraussichtlich so, wie wir es brauchen. Dass da Leistungsorientierung und Profitausrichtung als "Werte" dabei sind, darf angenommen werden. Fehlbesetzungen kosten ja bekanntlich viel Geld, und auch wenn beteuert wird, man wolle die Leute ja "entwickeln" – letztlich geht es natürlich darum, was die Arbeitskraft der Firma bringen kann.

"People Analytics" nennt sich die große Überschrift solcher Verfahren. Angeblich geht es um Augenhöhe mit Bewerbern, angeblich geht es um faires Miteinander zum gemeinsamen Besten.

Welche Haltung selbst im ausgetrockneten Bewerbermarkt allerdings auch vorherrscht, zeigt das jüngste Buch des deutschen Beraters und Trainers Niclas Lahmer (Der Lügendetektor fürs Business). Er führt bei Bewerbungsgesprächen gern den Labyrinthtest nach Stanley Porteus durch, schreibt er. Vorgelegt wird ein kompliziertes Labyrinth, es ist innert 30 Sekunden und in einem Zug der Ausgang zu finden. "Plötzlich fangen die Bewerber an, nervös zu werden. Einige geben auf. Diejenigen, die hinschmeißen, bringen die falsche Arbeitsmoral mit und scheiden sofort aus."

Wie schön. Da kennt man sich wirklich schnell aus. (Karin Bauer, 7.5.2019)