Die Diskussion darüber, wie Eskalationen wie jene an einer Ottakringer HTL zu vermeiden sind, läuft seit Anfang Mai auf Hochtouren. Verschiedenste Seiten bringen sich ein, Politik, Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter, Betroffene, Sozialarbeiter und viele mehr. Das ist zu begrüßen. Solch eine komplexe Problematik gehört von allen Seiten beleuchtet, alle Protagonisten gehören hinterfragt.

Eines muss aber klar sein: Die ultimative Lösung gibt es nicht. Weder sind es raschere Schulausschlüsse noch Time-out-Klassen – das würde die Probleme nur verlagern. Auch die Idee, Disziplinlosigkeiten an den Verlust der Familienbeihilfe zu koppeln, würde die Probleme an anderer Stelle – in diesem Fall zu Hause – verschärfen.

Wichtig ist also, nicht dem öffentlichen Wunsch nach schnellen und harten Konsequenzen nachzukommen, sondern mit Ruhe und Bedacht vorzugehen, auch wenn das schwerfällt, wenn man sich die skandalösen Videos mit den Vorfällen in Ottakring in Erinnerung ruft. Das bedeutet zunächst, den Bericht über die Vorfälle an besagter HTL, der Mitte nächster Woche erwartet wird, abzuwarten. Um dann Schritte einzuleiten, die vielleicht nicht so schlagzeilenträchtig sind, dafür aber mittelfristig wirklich wirken.

Und jenen, deren Stärke nicht Geduld ist, sei gesagt: In Frankreichs Schulen gibt es mehr Gewalt, in Schweden oder Japan werden die Probleme ignoriert oder verlagert. Das ist nur ein schwacher Trost, aber auch die Wahrheit. (Kim Son Hoang, 14.5.2019)