Bild nicht mehr verfügbar.

Das schlechte Abschneiden seiner Syriza-Partei hat Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras zur Abhaltung vorzeitiger Neuwahlen bewegt, zum Gaudium der Investoren, die auf einen Regierungswechsel hin zur konservativen Nea Dimokratia setzen.

Foto: ap/karahalis

Athen – Die am Sonntag geschlagenen Wahlen zum Europäischen Parlament haben indirekt auch auf den Kapitalmarkt abgefärbt, zumindest in Griechenland. Weil die regierende Syriza-Partei eine schwere Schlappe einstecken musste, hat Regierungschef Alexis Tsipras für Ende Juni Neuwahlen angekündigt. Prompt fiel die Rendite der zehnjährigen griechischen Staatsanleihe um 33 Basispunkte.

Bei 3,06 Prozent ist die Rendite damit so niedrig wie nie. Selbst 2005, lange bevor von einer globalen Finanzkrise und einer Staatspleite die Rede war, rentierte die zehnjährige Anleihe am tiefsten Punkt noch mit 3,23 Prozent. Je tiefer der Zins, desto höher das Vertrauen der Investoren in die Zahlungsfähigkeit des Staates.

Möglicher Wechsel zu Nea Dimokratia beflügelt

Dass sich Investoren mit einem niedrigeren Risikoaufschlag zufriedengeben, kann dahingehend interpretiert werden, dass sie nach der Neuwahl mit einem Regierungswechsel hin zur konservativen Nea Dimokratia rechnen. Sie wird mit einer stärker wachstumsorientierten und investorenfreundlichen Politik in Verbindung gebracht.

Trotz der historisch niedrigen Rendite ist Griechenland weit entfernt von früherer Normalität. Der Renditeabstand zur zehnjährigen deutschen Bundesanleihe beträgt noch immer mehr als drei Prozentpunkte. Das ist zwar ein Neunjahrestief, doch war der Abstand in der Zeit vor der Eurokrise deutlich geringer. Derzeit liegt er etwa auf dem Niveau von 1998, der Vor-Eurozeit.

Problemliste ist lang

Denn es ist längst nicht alles gut in Griechenland. Die Ratingagentur Fitch hat jüngst gewarnt, dass die jüngst verabschiedeten Steuererleichterungen und Rentenerhöhungen im Umfang von vier Milliarden Euro das Erreichen der finanzpolitischen Ziele in Gefahr bingen. Auch der Haushalt, mit dem Syriza Reformen teilweise zurückgenommenen hatte, wurde von Fitch bereits bekrittelt. Und der Eurostabilitätsfonds ESM als größter Gläubiger des Landes äußerte zuletzt, dass das vereinbarte Ziel eines budgetären Primärüberschusses (also vor Zinsausgaben) von 3,5 Prozent schon in diesem Jahr auf der Kippe stehe. (stro, 28.5.2019)