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Phil Harrison leitet die Spieleabteilung von Google – und damit auch Stadia.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

Mitte März sorgte Google für einige Aufregung in der Spielewelt: Unter dem Namen "Stadia" enthüllte das Unternehmen einen eigenen Streaming Service, mit dem man nichts weniger als eine neue Gaming-Ära einleiten will. Doch jenseits von beeindruckenden Demos blieb das Unternehmen zunächst viele Details schuldig – allen voran zu Preis und verfügbaren Spielen. Wenige Tage vor dem Start der Spielemesse E3 holt das Unternehmen dies nun im Rahmen eines "Stadia Connect" getauften Events nach.

Launch

Die wichtigste Info vorweg: Stadia geht tatsächlich noch im laufenden Jahr an den Start – wenn auch nicht in vollem Umfang. Ab November wird der Streaming-Dienst in ausgewählten Ländern starten. Neben Fernsehern mit Chromecast Ultra, werden dabei auch Laptops und Desktops mit Chrome-Browser sowie Tablets und Smartphones unterstützt. Bei letzteren gibt es vorerst aber eine entscheidende Einschränkung: Zum Start werden dabei nämlich nur Googles eigene Smartphones Pixel 3 und Pixel 3a supportet. Andere Smartphones sollen zu einem späteren Zeitpunkt bedient werden, auch sonst möchte Google den Service künftig auf so viele Plattformen wie möglich bringen.

Der Stadia-Connect-Event zum Nachschauen.
Stadia

Abo und Kauf

Anders als bisher erwartet liegt der Fokus von Stadia nicht auf einem Abodienst. Unter dem Namen Stadia Pro bietet man zwar um 9,99 Euro ein solches Paket an, dieses ist aber nur zum Start eine Voraussetzung für die Nutzung der Plattform. Ab kommendem Jahr soll es mit Stadia Base dann auch eine kostenlose Variante von Stadia geben. Der zentrale Unterschied liegt dabei in der gebotenen Qualität: Während Stadia Base auf 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde beschränkt ist, gibt es bei Stadia Pro 4K (ebenfalls 60 FPS) sowie 5.1 Surround Sound.

Der Begriff kostenlos ist dabei allerdings sehr relativ, Stadia ist nämlich kein "Netflix für Spiele". Der allergrößte Teil an Games soll einzeln verkauft werden – wie man es auch von klassischen Konsolen kennt. Einige ausgewählte Titel sollen allerdings kostenlos für Stadia Pro erhältlich sein. Pro-Kunden sollen zudem Discounts auf neue Games erhalten.

Founder's Edition

Wer gleich von Anfang an mit dabei sein will, für den hat das Unternehmen noch ein zusätzliches Angebot: Die Stadia Founder's Edition. Für 129 Euro beinhaltet diese ein Chromecast Ultra, sowie einen Limited Edition Stadia Controller in "Night Blue". Zudem sind drei Monate Stadia Pro inkludiert – und zwar nicht nur für sich selbst sondern auch noch für einen Freund. Für viele Gamer wohl noch interessanter: Die Käufer der Founder's Edition haben als erste die Chance sich ihren Spielernamen auf dem Service zu sichern. Wer daran Interesse hat, sollte sich übrigens rasch entscheiden, Google betont, dass die Founder's Edition nur für ein limitierte Zeit und in begrenzter Anzahl verfügbar sein soll.

Die Founder's Edition beinhaltet einen Controller und ein Chromecast Ultra.
Foto: Google

Spiele

Für den Erfolg einer jeden Spieleplattform ist aber neben der technischen Basis vor allem eine Frage entscheidend: Welche Games gibt es dafür? Hatte man sich bei der ersten Vorstellung von Stadia noch auf Tech-Demos mit bekannten Titeln wie Doom 3 beschränkt, gibt es nun erstmals konkrete Infos. Insgesamt sollen zum Start demnach mindestens 31 Spiele von 21 Herstellern verfügbar sein.

Einige Beispiele konnte man dabei schon vorzeigen: Mit Baldur's Gate 3 wird es einen Nachfolger für die legendäre Rollenspielserie geben. Für diesen zeichnen die belgischen Larian Studios verantwortlich. Weitere für Stadia in Entwicklung befindliche Titel sind Tom Clancy's Ghost Recon 2, Darksiders Genesis, Final Fantasy XV, Borderlands 3 oder auch NBA 2K und Tom Clancy's The Division 2. Von Bethesda wird es gleich einen Schub an Titeln für Stadia geben, darunter etwa Doom Eternal und Wolfenstein: Youngblood.

LarianStudios

Zunächst exklusiv für Vorbesteller in Stadia Pro inkludiert ist ein weiterer Titel: Destiny 2: The Collection von Bungie. Dieses beinhaltet neben allen bisherigen Bestandteilen und Erweiterungen auch das kommende "Shadowkeep". Dabei soll es künftig übrigens auch möglich sein die Spielstände von Destiny 2 mit anderen Plattformen wie dem PC oder auch der Xbox One zu teilen. Das selbe visiert man auch für die Playstation 4 an, hier dürfte ein Deal aber offenbar noch nicht finalisiert sein. Dies liegt angeblich an den exklusiven Bestandteilen von Destiny 2 für die Sony-Konsole.

Google betont, dass es sich bei all dem erst um eine Auswahl der geplanten Titel für Stadia handelt, man arbeite derzeit mit hunderten Spielstudios an Games für die Streaming-Plattform zusammen. Weitere Details zu geplanten Spielen soll es bereits in den kommenden Tagen im Rahmen der E3 zu sehen geben. Bekannt ist zudem, dass Google ein eigenes Entwicklungsstudio aufgebaut hat, das exklusive Titel für Stadia liefern soll. Zu dessen Aktivitäten gibt es vorerst aber noch keine Informationen.

Einige der aktuell für Stadia in Entwicklung befindlichen Spiele.
Stadia

Abwarten in Österreich

Zu den 14 Startländern gehört neben den USA und Kanada auch Deutschland, österreichische Spieler müssen sich hingegen noch etwas länger gedulden, um Stadia selbst ausprobieren zu können. Einen konkreten Termin für einen Launch in Österreich nennt das Unternehmen derzeit noch nicht. Ganz generell heißt es aber, dass die regionale Verfügbarkeit im Verlaufe des Jahres 2020 deutlich erweitert werden soll.

Hintergrund

An den technischen Details zu Stadia hat sich seit der ersten Vorstellung im März nichts geändert. Google verspricht minimal eine Auflösung von 1080p bei 60 Bildern pro Sekunde zu liefern. Voraussetzung ist eine Datenleitung mit mindestens 25 Mbit/s. Für 4K / 60 FPS mit 5.1 Surround-Sound werden dann schon 35 Mbit/s vorausgesetzt, später einmal xsollen auch 8K-Auflösungen unterstützt werden. Da die Rechenaufgaben auf den Servern von Google abgewickelt werden, funktioniert das Ganze mit einer Vielzahl von Endgeräten – vom Browser am Laptop über ein Smartphone oder Tablet bis zu einem Chromecast, das an einem Fernseher hängt. Dabei kann nahtlos zwischen verschiedenen Geräten gewechselt werden.

Google bietet für 69 Euro einen eigenen Controller, der auch gleich den Google Assistant integriert hat. Zudem hat dieser auch einen dedizierten Button, mit dem der eigene Spielverlauf schnell aufgezeichnet oder an Youtube gestreamt werden kann. Wer auf diese Zusatzfeatures verzichten kann, kann aber auch Controller von anderen Herstellern nutzen.

Technische Basis

Google will nicht zuletzt mit einer sehr niedrigen Latenz punkten können – bisher einer der zentralen Problembereiche bei Game Streaming. Möglich wird dies dadurch, da Google hier auf eine weltweite Infrastruktur an Rechenzentren zurückgreifen kann, zudem hat man aber auch viele gezielte Optimierungen für die Implementation von Stadia vorgenommen, wie das Unternehmen vor einigen Wochen im Rahmen eines Vortrags auf der Google I/O verriet.

Google Developers

Eine weitere Stärke sieht Google bei der engen Verschränkung mit Youtube – und dessen Community. So könnten dann Youtuber gemeinsam mit ihren Fans spielen. Zudem soll es möglich sein Spiele direkt aus Youtube heraus zu starten und dabei auch einzelnen Sequenzen gezielt auszuwählen. Welche dieser im März vorgezeigten Features aber schon zum Launch von Stadia verfügbar sein werden, ist derzeit noch nicht klar.

Trend

Auch wenn Spielestreaming derzeit aus einer kommerziellen Sicht noch ein Randthema ist, die Branche scheint sich einig, dass hier die Zukunft des Gamings liegt. Neben Google arbeiten auch im Spieleumfeld erfahrene Firmen wie Microsoft und Sony an eigenen Plattformen, und sind dabei angesicht der frischen Konkurrenz sogar zu ungewohnten Schritten bereit. Erst vor kurzem haben die beiden Firmen eine Kooperation verkündet, in deren Rahmen Sony Microsofts Cloud-Dienst Azure für seinen Streaming-Dienst nutzen wird. Doch Microsoft scheint sich damit noch nicht zufrieden geben, und bastelt parallel an einem eigenen Spiele-Streaming-Service. Zu diesem soll es bereits in wenigen Tagen erste Details im Rahmen der anstehenden Spielemesse E3 geben. Mit der aktuellen Präsentation zu Stadia wollte Google also wohl nicht zuletzt der Konkurrenz zuvorkommen. (Andreas Proschofsky, 6.6.2019)