Megan Rapinoe, Matchwinnerin gegen Spanien.

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Beste Spielerin.

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Führungsfigur.

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Auch abseits des Rasens aktiv. Bevor sie ihre Stimme wieder zum Singen der Hymne erhebt, müsse noch viel passieren: das Strafrecht reformiert, die Rechte der Lesben und Schwulen gestärkt.

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Reims/Frankfurt – Donald Trump dürften die Bilder nicht gefallen haben, die da aus Frankreich über die heimischen Bildschirme flimmerten. Megan Rapinoe wird als Matchwinnerin gefeiert, Megan Rapinoe formt freudestrahlend das Victory-Zeichen mit den Fingern, Megan Rapinoe hält die Trophäe für die beste Spielerin im Arm.

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Ausgerechnet diese Rapinoe, die aus Protest gegen den US-Präsidenten die Nationalhymne nicht mitsingt und Trump über die sozialen Netzwerke gerne mal ein "F*** you" entgegenschleudert, hat die USA ins Viertelfinale der Frauenfußball-WM geschossen.

Während sich Trump danach als Freund des Frauenfußballs outete ("Ich liebe es, Frauenfußball zu schauen. Sie sind wirklich talentiert", sagte er im Oval Office des Weißen Hauses in Washington), hat er mit Rapinoe weniger Freude. Er halte ihre Proteste für nicht angebracht, wie er in einem Interview mit "The Hill" konstatierte.

Rapinoe machte klar, dass sie überhaupt keine Lust auf einen Besuch bei Trump im Weißen Haus habe. Das machte sie in einem am Dienstag veröffentlichten Video-Interviewausschnitt des US-Fußballmagazins "Eight By Eight" mit drastischen Worten deutlich: "I'm not going to the fucking White House".

Sie habe ohnehin Zweifel, dass die Mannschaft im Fall eines Titelgewinns vom Präsidenten eingeladen werde, fügte die 33-Jährige hinzu. In der zuvor erschienenen Print-Ausgabe des Magazins hatte sie den Grund dafür genannt: Trump versuche zu verhindern, dass Teams eingeladen würden, die ihn ablehnten.

Die Kapitänin des Titelverteidigers verwandelte zwei Elfmeter (7./75.) im Achtelfinale gegen Spanien (2:1), wurde kurz vor Schluss unter dem großen Applaus der US-Fans ausgewechselt und sprach hinterher über das bevorstehende Duell am Freitag mit Gastgeber Frankreich. Doch der Fußball ist für die 33-Jährige mittlerweile vor allem ein Mittel zum Zweck.

Die Macht der Stimme

Die Weltmeisterin und Olympiasiegerin mit den pinkfarbenen Haaren nutzt ihre Bekanntheit, um als Aktivistin auf die Missstände in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. "Als ich älter geworden bin, habe ich erkannt, wie mächtig eine Stimme sein kann – meine Stimme und die Stimme der Mannschaft", sagte Rapinoe in einem Interview mit der englischen Zeitung "The Guardian" vor der Endrunde.

Bevor sie ihre Stimme aber wieder zum Singen der Hymne erhebt, muss noch viel passieren. Erst müsse das Strafrecht reformiert sowie die Rechte von Lesben und Schwulen gestärkt werden, betonte Rapinoe – vorher werde ihr kein Ton über die Lippen kommen.

Aufgrund dieser Einstellung ist die Offensivspielerin des Seattle Reign FC, die sich 2013 als erste US-Nationalspielerin offen zu ihrer Homosexualität bekannt hat, bei manchen Landsleuten nicht sonderlich beliebt. Aus deren Reihen wird immer wieder der Rauswurf Rapinoes aus dem Nationalteam gefordert.

Unterstützerin des Protests von Colin Kaepernick

Schließlich war die gebürtige Kalifornierin die erste weiße Person und die erste Frau, die sich 2016 dem "Knie-Protest" von Football-Quarterback Colin Kaepernick gegen Rassismus und Polizeigewalt anschloss. Das gefiel dem US-Establishment gar nicht. Rapinoe durfte erst wieder in der Nationalmannschaft mitspielen, als sie beim Star-Spangled Banner aufrecht stehen blieb.

Dem US-Verband USSF blieb Rapinoe dennoch als "Quälgeist" erhalten. Sie war eine von fünf Spielerinnen, die den Verband wegen Geschlechterdiskriminierung verklagten. Als Rapinoe und Co im Frühjahr von einem Bundesgericht das Recht zugesprochen wurde, weiter juristisch gegen die schlechtere Bezahlung im Vergleich zu den männlichen Kollegen vorgehen zu dürfen, schloss sich das gesamte Team den Vorkämpferinnen an.

Vorangehen will Rapinoe, deren Zwillingsschwester Rachel ebenfalls professionell spielt, am Freitag auch auf dem Platz. "Wir müssen sehr gut organisiert sein, denn die Französinnen sind sehr gut mit dem Ball", sagte die Kapitänin mit Blick auf das Duell zweier Favoriten: "Wir dürfen uns auf keinen Fall zurücklehnen."

Aber das tut die Frau mit den vielen Facetten ohnehin nur selten. (sid, APA, red, 25.6.2019)