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Begräbnis Walter Lübckes.

Foto: dpa / Swen Pförtner

Düsseldorf/Berlin – Deutsche Behörden stufen das Video des Neonazi-Netzwerks "Combat 18", in dem sich die Gruppe vom mutmaßlichen Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke distanziert, als echt ein. Das teilte ein Sprecher des Innenministeriums im Bundesland Nordrhein-Westfalen am Freitag mit.

Eine mit Sturmhaube, Handschuhen und dunkler Kleidung verhüllte Person erklärt darin mit verfremdeter Stimme, es handle sich um "eine Klarstellung von 'Combat 18'". Ein Medienbericht, wonach sich der Verdächtige im Mordfall Lübcke in den Reihen von "Combat 18" bewegt haben soll, sei falsch. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass der Medienbericht auf einer Verwechselung beruhen könnte.

Gegen Verbotsgründe

Der 65-jährige Lübcke war in der Nacht auf den 2. Juni auf der Terrasse seines Hauses entdeckt worden. Er hatte eine Schussverletzung am Kopf und starb kurz darauf. Der 45-jährige Stephan E. ist dringend tatverdächtig und sitzt in Untersuchungshaft. Die deutsche Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen Tathintergrund aus. Lübcke war in der Vergangenheit wegen seiner Haltung zu Flüchtlingen bedroht worden.

Angesichts der Äußerung des deutschen Innenministers Horst Seehofer, ein Verbot rechtsextremer Gruppen zu prüfen, wolle "Combat 18" auf diese Weise offenbar möglichen Verbotsgründen entgegentreten, sagte der Ministeriumssprecher. Zugleich solle mit dem Video ein darin genannter Journalist eingeschüchtert werden, der 2018 intensiv zu "Combat 18" recherchiert habe. Die rechtsextremistische Szene fühle sich durch seine investigativen Recherchen massiv gestört.

"Weniger als zehn Personen"

Bei "Combat 18" handelt es sich den Angaben zufolge um eine deutschlandweit agierende rechtsextremistische Gruppe mit Schwerpunkten in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen. In Nordrhein-Westfalen rechne man der Gruppierung weniger als zehn Personen zu, sagte der Sprecher. "Combat 18" verhalte sich grundsätzlich konspirativ und trete nur selten durch öffentliche Aktivitäten in Erscheinung. Bei den Anhängern sei von einer Waffenaffinität und individueller Gewaltbereitschaft auszugehen. (APA, 28.6.2019)