So verschieden wie die Menschen selbst sind auch die Krankheitserreger, die Erstere mit in den Pool bringen.

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An einem heißen Sommertag gibt es kaum etwas Besseres als den Sprung ins kühle Nass. Am besten gleich ins nächste Freibad oder zum Badesee. Was nach Spaß und Entspannung klingt, kann aber unangenehme Konsequenzen mit sich bringen – der Mensch ist nämlich meist nicht allein im Badewasser. Unsichtbare Krankmacher schwimmen mit und freuen sich über unsere Gesellschaft.

"In Bädern bestehen vielfältige Infektionsquellen und Risikobereiche", sagt Franz Reinthaler, Bereichsleiter für Umwelthygiene und Aerobiologie an der Medizinischen Universität Graz. Er betont zwar, dass die Kontroll- und Meldemechanismen bezüglich der Wasserhygiene in Österreich gut funktionieren, geht jedoch von einer "hohen Dunkelziffer Badewasser-assoziierter Infektionen" aus. Betroffen seien häufig Personen mit geschwächtem Immunsystem, also vor allem Kleinkinder, ältere Personen und Schwangere.

Fäkalien im Pool

Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt es in öffentlichen Bädern häufig zu Erkrankungen durch Stuhlbakterien im Wasser. Meist handelt es sich um menschliche Fäkalienreste, die sich noch auf der Haut befinden oder durch Kleinkinder ins Wasser gelangen.

Das Stuhlbakterium Escherichia coli scheint einer der Hauptauslöser für Erbrechen und Durchfall nach dem Schwimmbadbesuch zu sein. Zu den Symptomen, die durch diese Coli-Bakterien ausgelöst werden, zählen Durchfall, Erbrechen und Fieber. Meist vergehen die Symptome nach wenigen Tagen jedoch von selbst.

Gereizte Augen

Eine weitere typische Badeerkrankung ist die sogenannte Schwimmbadkonjunktivitis – eine Bindehautentzündung, frisch aus dem Pool. Sie kann laut WHO ebenfalls durch Bakterien ausgelöst werden, die von Menschenhand oder Menschenauge ins Wasser gebracht wurden.

Laut Reinthaler kann jedoch auch das gebundene Chlor in den Pools selbst Auslöser der Entzündung sein. Würden die Hygienestandards eingehalten werden, wäre das Infektionsrisiko in Beckenbädern sehr gering. "Wenn das nicht der Fall ist, finden wir erhöhte Konzentrationen an gebundenem Chlor im Beckenwasser. Dieses gebundene Chlor, etwa in Form von Chlorstickstoffverbindungen, ist für den unangenehmen Hallenbadgeruch und die Augenreizungen bis hin zur Schwimmbadkonjunktivitis verantwortlich."

Gebundenes Chlor entsteht, wenn das freie Chlor im Swimmingpool eine Verbindung mit anderen Stoffen eingeht. Der stechende Geruch, der dadurch entsteht, ist meist ein Zeichen dafür, dass sich bereits viele Verunreinigungen im Wasser befinden.

Von Kopf bis Fuß

Auch die Ohren bleiben nicht vom Badewasser verschont. Die Bade-Otitis ist eine Ohrenentzündung, die durch das Bakterium Pseudomonas aeruginosa ausgelöst werden kann und speziell bei Kindern häufig nach dem Schwimmen auftritt.

Diese Bakteriengattung fühlt sich an feuchten, warmen Orten besonders wohl. Dazu zählt neben dem Pool leider auch das menschliche Ohr. Laut WHO wird die Bade-Otitis meist durch Rötung, Schwellung und Schmerz des Ohres charakterisiert.

Auch um die Schwimmbecken herum lauern lästige Erreger. "Da eine Reinigung und Desinfektion der Schwimmbeckenumgebung nicht kontinuierlich stattfinden kann, besteht über Kontakt mit Bodenflächen und Sitzbänken ein erhöhtes Infektionsrisiko für Haut und Füße, wobei Pilze und Viren die Ursache von Fußpilzerkrankungen und Warzenbildungen sein können", so Reinthaler. Auch diese Erreger werden von den Badegästen selbst mitgebracht und verteilt.

Schnecken checken

Nicht nur im Pool fühlen sich die Krankheitserreger wohl – auch in natürlichen Gewässern und Badeteichen können sich Gefahren verstecken. Darüber informierte etwa der Ages-Jahresbericht 2018, in dem speziell Schnecken als Übeltäter genannt wurden.

Wasserschnecken, die sich durch die warmen Temperaturen besser vermehren können, tragen oft Parasiten in sich, sogenannte Zerkarien. Diese mikroskopisch kleinen Nutznießer können beim Menschen zu Juckreiz und Ausschlag führen, das wird auch als Badedermatitis bezeichnet. Der Mensch ist jedoch nicht der vorgesehene Wirt für die Zerkarien – sie sterben in der Haut somit schnell wieder ab. Dabei wird eine Immunreaktion ausgelöst, die zur Dermatitis führt. Diese klingt aber nach spätestens ein bis zwei Wochen von selbst ab. In gechlortem Wasser gibt es keine Gefahr für eine solche Zerkarien-bedingte Badedermatitis.

Laut Reinthaler wurde bislang noch keine Bekämpfungsmethode entwickelt, die sich gegen Zerkarien bewährt hat. Die Schnecken können zwar aufgesammelt werden, das schaffe das Problem jedoch nicht aus der Welt. Um sich zu schützen, können Badegäste versuchen, warme Flachwasserzonen zu meiden und sich nach dem Baden sofort abzutrocknen, um anhaftende Zerkarien möglichst zu entfernen.

Zumindest bei den Badegewässern gibt es jedoch eine gute Möglichkeit, um sich vorab über die Wasserqualität der Schwimmstelle zu informieren: Das Badegewässermonitoring-Programm der Ages stellt besorgten Schwimmern die aktuellen Messwerte der Badegewässerqualität in Österreich frei zur Verfügung. Die Gewässer werden regelmäßig auf Indikatorkeime, Sichttiefe und Temperatur überprüft – um zu gewährleisten, dass dort ohne Bedenken gebadet werden kann.

Wie man sich schützen kann

Zwar liegt der Großteil der Vorkehrungsmaßnahmen beim Betreiber der Badeeinrichtung, es gibt jedoch einige Tipps, um sich vor einer Infektion zu schützen. "Infektionswege können das Schlucken und Trinken von Badewasser, das Einatmen von Aerosolen und Kontaktinfektionen sein", erklärt Reinthaler.

Um sich vor den unschönen Nebenerscheinungen des Freibadbesuchs zu schützen, sollte darauf geachtet werden, möglichst kein Wasser zu schlucken und sich nach dem Schwimmen gut abzutrocknen und abzuduschen. Zudem kann es empfehlenswert sein, eine Schwimmbrille zu tragen. Als Schutz vor Warzen und Fußpilz haben sich Badeschlapfen bewährt. Entsprechend ausgerüstet, steht einem hoffentlich infektionsfreien Badetag nichts mehr im Wege. (Katharina Janecek, 7.7.2019)