Die Gutachter würden sich viel zu wenig Zeit nehmen, heißt es. Viele PVA-Sachverständige würden mit 15 Minuten das Auslangen finden.

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Linz – Die Arbeiterkammer Oberösterreich ist über einen Fall von Pflegegeldstreichung erbost. Eine Familie aus dem Bezirk Braunau bezog demnach für die Betreuung ihres minderjährigen Sohnes Pflegegeld der Stufe 2. Auf Basis eines Gutachtens der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) wurde der Familie das Pflegegeld allerdings entzogen.

Aus allen Wolken sei die betroffene Familie aus dem Innviertel gefallen, als sie Post von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) bekam, so die AK. Das Pflegegeld für die Betreuung ihres schwer behinderten minderjährigen Sohnes werde gestrichen, stand demnach sinngemäß in dem Brief. Eine Gutachterin hatte behauptet, dass der Pflegebedarf nur 42 Wochenstunden betrage und somit kaum höher sei als bei einem gesunden Kind.

Neues Gutachten

Die AK klagte gegen den Bescheid vor dem Arbeits- und Sozialgericht und gab ein neues Gutachten in Auftrag und bekam recht – die Familie erhielt erneut Pflegegeld zugesprochen. Das zweite Gutachten stellte übrigens einen Pflegebedarf von mehr als 160 Stunden pro Woche fest – also fast rund um die Uhr. "Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie respektlos manche Gutachter mit den von ihnen untersuchten Menschen umgehen", kommentiert AK-Präsident Johann Kalliauer den Fall.

Der Einsatz der AK führte nach deren Aussagen dazu, dass die Pflegegeldstufe von 2 auf 4 erhöht wurde. "Umso ärgerlicher ist es, dass die PVA der Familie auf Basis eines falschen Gutachtens das Pflegegeld gestrichen hatte", so Kalliauer.

Betroffene fühlen sich schlecht behandelt

Falsche Gutachten seien keine Seltenheit, meint die AK. Das habe erst kürzlich eine Befragung bestätigt: Ein Großteil der Untersuchten fühlt sich demnach schlecht behandelt, weil die Ärzte respektlos und desinteressiert seien und sich kaum mit den gesundheitlichen Problemen der Antragsteller befassen würden. Massiv einschüchternd, unfreundlich und herablassend, vorgelegte Befunde ignorierend, so werden viele von ihnen in der Umfrage beschrieben.

Die Gutachter würden sich viel zu wenig Zeit nehmen: Mehr als ein Drittel der Untersuchungen durch PVA-Sachverständige dauerten maximal 15 Minuten, klagt Kalliauer und fordert respektvollere Gestaltung. (red, 4.7.2019)