Schnitzerl, Braten und Frankfurter: Die heimische Küche ist extrem fleischlastig. Ein niedrigerer Fleischkonsum würde der Umwelt jedoch guttun.

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Wien – Eine halbe Million Tonnen Soja und 157.000 Tonnen Palmöl werden jährlich vor allem aus Südamerika und Asien nach Österreich eingeführt. Erzeugt man hier weniger Fleisch und baut auf dadurch freiwerdenden Flächen Raps, Sonnenblumen und Soja an, könnte man auf die Importe verzichten, erklären Wissenschafter in einer Studie des Österreichischen Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (Fibl).

Martin Schlatzer und Thomas Lindenthal vom Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien erstellten für das Fibl verschiedene Szenarien, wie Österreich von Sojafuttermittelimporten aus Argentinien und Brasilien unabhängig werden, sowie die Einfuhr von Palmöl aus Indonesien und Malaysia reduzieren kann. Der Anbau verursacht in den Ursprungsländern Treibhausgasemissionen, die Abholzung von Tropenwäldern, Landraub, die Verdrängung von Kleinbauern und die Zerstörung des Lebensraums bedrohter Tierarten wie dem Sumatra-Tiger und von Orang-Utans.

Ein Fünftel weniger Fleisch

Die Sojaimporte könnten sich die Österreicher vollständig ersparen, wenn sie um ein Fünftel weniger Fleisch essen, erklärt Schlatzer. Der verringerte Futtermittelbedarf würde eine Ackerfläche von rund 197.000 Hektar freimachen, was der halben Fläche des Burgenlands entspricht. Baut man auf diesen Feldern Soja an, das auch hierzulande gut gedeiht, könnte man den Bedarf an Sojafuttermitteln vollständig aus heimischen Quellen decken. Auch für die Gesundheit der Österreicher wäre das von Vorteil, denn gegenüber den Empfehlungen von Ernährungsexperten essen sie im Schnitt dreimal zu viel Fleisch.

Palmölimporte für Lebensmittel und Kosmetika würden wiederum obsolet, wenn man die Lebensmittelabfälle um ein Fünftel reduziert. Damit könnte man 62.000 Hektar Ackerland einsparen, das ist die eineinhalbfache Fläche Wiens. Pflanzt man dort Sonnenblumen und Raps an, könnte man daraus mengenmäßig mehr Öl gewinnen, als man derzeit Palmöl für Lebensmittel und Kosmetika braucht. "In der Praxis kann man aber aus verfahrenstechnischen Gründen Palmöl in einzelnen Einsatzbereichen nicht oder nur schwer ersetzen, das betrifft aber nur einen geringen Teil von maximal dreizehn Prozent des gesamten Palmöl- und Palmkernölimports nach Österreich", so die Forscher in der Studie.

Eine andere Art, die Palmölimporte entbehrlich zu machen, wäre, den Fleischkonsum um ein Zwanzigstel zu verringern. 70 Prozent des importierten Palmöls (inklusive der indirekten Einfuhr als Biodiesel) werden außerdem zu Treibstoff verarbeitet. Auch diese Mengen könnte man durch heimischen Anbau von Ölpflanzen ersetzen, meint Schlatzer.

Bessere Klimabilanz

Die Ölmengen von Raps- und Sonnenblumenpflanzen in Österreich sind zwar pro Hektar etwas geringer als der Ertrag aus Palmen in Südostasien, der heimische Anbau hätte aber trotzdem eine zweieinhalb- bis dreieinhalbmal bessere Klimabilanz, berechneten die Forscher. Damit werden nämlich große Mengen an Treibhausgasemissionen durch die Zerstörung von Torfboden und Tropenwald in Malaysia und Indonesien verhindert.

"Ersetzt man theoretisch das Palmöl, das unter anderem für Nahrungsmittel und Kosmetika eingesetzt wird, durch Raps- und Sonnenblumenöl, verbessert das die CO2-Bilanz um bis zu eine halbe Tonne pro Jahr", sagt Schlatzer. Ersetzt man alle Palmölimporte inklusive der Agrotreibstoffe mit österreichischen Alternativen, beträgt das Einsparungspotenzial bis zu 1,4 Millionen Tonnen. Durch regional angebautes Soja anstatt von Importen würde ebenso viel (weitere 1,4 Millionen Tonnen) Treibhausgas eingespart. (APA, 11.7.2019)