Ende 2018 kam vermutlich wieder einmal Hoffnung bei so manchem Homöopathie-Anhänger auf: Im an sich seriösen Fachjournal "Scientific Reports" aus der Verlagsgruppe Springer Nature behaupteten indische Forscher, dass ein homöopathisches Mittel namens Rhus Tox bei Krebszellen und bei Ratten eine heilende Wirkung entfalte. Prompt hagelte es heftige Kritik an der Studie, und es kam, wie es kommen musste: Vor einem Monat zog die Zeitschrift heimlich, still und leise den Artikel zurück.

Streichung der Rückerstattung

Hunderte bis jetzt unwiderlegte Studien haben hingegen gezeigt, dass homöopathische Mittel nicht besser wirken als Placebos – also so gut wie gar nicht. Die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn, selbst eine Medizinerin, hat dieser Tage die logische Konsequenz aus diesen vernichtenden Befunden gezogen: Sie verfügte, dass die teilweise Kostenrückerstattung von Homöopathika durch die Sozialversicherung ab 2021 komplett gestrichen werden soll.

Das wird Kosten von rund 127 Millionen Euro einsparen, die bisher für diese alternativmedizinische Behandlungsform ausgegeben werden – bei einem Gesundheitsbudget von insgesamt 20 Milliarden Euro. Bei den Franzosen kommt dieser überfällige Schritt, der in vielen anderen europäischen Ländern schon gemacht wurde, freilich gar nicht gut an: 77 Prozent der Franzosen haben schon homöopathische Arzneimittel verwendet. (In Österreich, wo die Krankenkassen nur sehr geringe Beträge für Homöopathika ausgeben, sind es übrigens 62 Prozent.)

Vor der Aufklärung zur Impfskepsis

War die Grande Nation Ende des 18. Jahrhunderts das Zentrum der europäischen Aufklärung und der Vernunft, scheint ihre Bevölkerung – zumindest in Gesundheitsfragen – mittlerweile bei der Unvernunft führend, und das betrifft nicht nur den Einsatz von Globuli: Wie im Rahmen einer weltweiten Vergleichsstudie kürzlich erhoben wurde, glauben 33 Prozent der Franzosen, dass Impfungen gefährlich seien – das sind mehr als in jedem anderen Land. (Österreich liegt in der Frage mit 21 Prozent im internationalen Vergleich ebenfalls schlecht, aber immer noch deutlich besser.)

Es scheint also geboten, eine Art Aufklärung 2.0 in Sachen wissenschaftlicher Evidenz zu starten, damit einsichtig wird, warum homöopathische Mittel nicht helfen. Für diejenigen, die darüber klagen, dass sie künftig für homöopathische Mittel mehr zahlen müssen, gibt es übrigens auch Trost aus der Wissenschaft: Die hat nämlich gezeigt, dass Placebos umso besser wirken, je teurer sie sind. (Klaus Taschwer, 11.7.2019)