Leistung ja, aber nicht zu hohe Maßstäbe.

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Leistung und Motivation gelten als Grundlage für Erfolg. Doch wie stehen Jugendliche zum Leistungsprinzip und wie gehen sie mit Leistungsdruck um? Das Institut für Jugendkulturforschung hat repräsentativ 400 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre dazu befragt. Das Ergebnis von "Motivation to Succeed": Leistung ja, aber bitte bei moderaten Anspruchniveaus.

So gaben 64 Prozent der Jugendlichen an, dass sie ihre Leistung in der Schule bzw. Ausbildung zu verbessern wollen. Jeder Zweite zeigt auch Interesse an verantwortungsvollen Tätigkeiten. Doch nur 15 Prozent der Jugendlichen messen sich gerne an sehr schwierigen Herausforderungen.

Wettbewerbsdenken ist bei männlichen Jugendlichen stärker Thema als bei Mädchen. 52 Prozent der Burschen sagen: "Ich liebe den Wettbewerb und den Sieg"; bei den Mädchen sind es nur 36 Prozent. 41 Prozent der befragten Burschen tendieren darüber hinaus dazu, Einfluss auf andere zu nehmen, um das zu erreichen, was sie möchten; bei den Mädchen sind es 27 Prozent.

Umgang mit Leistungsdruck

Doping für die Schule und den Arbeitsplatz ist, wie die Umfrage zeigt, bereits bei 14- bis 18-jährigen ein Thema. Sieben von zehn Jugendlichen haben Erfahrungen mit leistungsorientiertem Substanzkonsum. Energy-Drinks zum Aufputschen, Cannabis für individuelles Stressmanagement, Vitaminpräparate und Homöopathie sind bei den Jugendlichen die ersten Mittel der Wahl, um den Leistungsdruck in der Schule und am Arbeitsplatz besser zu bewältigen.

In der Studie "Familien unter Druck" des Instituts gaben immerhin 54 Prozent der Jugendlichen an, dass ihnen der Schul- und Ausbildungsstress "oft zu viel" werde, wobei sich Mädchen mit 64 Prozent stärker unter Druck fühlen.

Erfolgserlebnisse und qualifiziertes Feedback

70 Prozent der Jugendlichen lieben das angenehme Gefühl, wenn es gelingt, eine ihnen gestellte Aufgabe zu meistern, und nutzen es für positive Selbstverstärkung. 66 Prozent setzen darüber hinaus auf eine ausgereifte Feedbackkultur und erwarten sich von ihren Lehrern und Ausbildnern qualifizierte Rückmeldungen über die Lernfortschritte, die sie machen. "Diese starke Feedbackorientierung der Jugendlichen ist eine große Chance", sagt Studienautorin Beate Großegger. "Hier müssen wir ansetzen und fragwürdigen Trends wie Bulimie-Lernen und leistungsorientiertem Substanzkonsum begegnen. Und wir müssen Wege finden, um junge Menschen fachlich, aber auch menschlich für die Zukunft zu rüsten, und zwar so, dass wir die Ressourcen der Kids nicht erschöpfen, lange bevor diese Zukunft beginnt."

Ein gutes soziales Miteinander in der Schule und am Arbeitsplatz ist österreichischen Jugendlichen wichtig. Den Wohlfühlfaktor an ihrer Schule oder am Arbeitsplatz bewerten die 14- bis 18-Jährigen mit der Durchschnittsnote Zwei bis Drei. Jugendliche, die sich in der Schule oder am Arbeitsplatz überdurchschnittlich wohlfühlen, argumentieren deutlich leistungsorientierter als Jugendliche, die ihrer Schule oder ihrem Arbeitsplatz in Sachen Wohlfühlfaktor ein schlechtes Zeugnis ausstellen.

Stark im Team

Jeder zweite 14- bis 18-Jährige arbeitet lieber im Team als alleine. Lehrlinge haben in Sachen Teamwork gegenüber Schülern höher bildender Schulen die Nase vorne. "Vor allem bei Lehrlingen ist, wie wir wissen, neben materiellen Anreizen eine psychologisch adäquate Lern- und Arbeitsumgebung enorm wichtig. Ein gutes Arbeitsklima und nette Teams können für die Motivation eine sehr zentrale Rolle spielen", so Beate Großegger.

Nahezu alles verändert sich ständig, das gilt auch für das Leistungsprinzip. Früher galt Leistung als sicherer Weg zum Erfolg, heute muss man Leistung auch verkaufen können. In den Köpfen der Generation Z (zwischen 1997 und 2012 geboren) ist dies bereits fest verankert und es führt zu einer Verschiebung der Motivationslagen, die sich vor allem in der bildungsnahen Jugend ausgeprägt zeigt: Hochmotivierte Vertreter und Vertreterinnen dieser Generation sind zwar weniger aufgabenorientiert als ihre Vorgängergenerationen, zeigen dafür aber hohe Performance-Orientierung. Von ihrem zukünftigen Beruf erwarten sie daher mehr als nur Selbstverwirklichung und Sinn.

"Neu ist, dass intrinsisch Motivierte auch performen wollen. Interessante Aufgaben, bei denen man sich weiterentwickeln und die eigenen Fähigkeiten steigern kann, reichen als Motivationsfaktor nicht mehr aus. High Potentials der Generation Z wollen zeigen, was sie können, sie suchen die Bühne und motivieren sich selbst mit Aufmerksamkeit, Anerkennung und Applaus. Wir stehen also vor der Herausforderung, uns in den Schulen, an den Unis und vor allem auch in der Arbeitswelt auf die sich verändernden Motivationsstile dieser Generation einzustellen, damit junge Menschen ihre Potenziale auch richtig entfalten können", kommentiert Großegger. (red, 18.7.2019)