Hat ihre Neos hinter sich: Meinl-Reisinger.

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Linz – Vier von zehn österreichischen Wahlberechtigten wünschen sich, dass die Neos der nächsten Bundesregierung angehören. Das ergibt die Juli-Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD.

22 Prozent der Befragten sagen zudem, dass die Neos viele Persönlichkeiten haben, die für ein Ministeramt geeignet wären.

Abgesehen von den erklärten Neos-Wählern, die ihre Partei zu mehr als 80 Prozent in Regierungsverantwortung sehen wollen, sind es vor allem Grünen- und ÖVP-Anhänger, die die Neos überdurchschnittlich deutlich regieren sehen wollen. Wähler der Freiheitlichen und Wähler der SPÖ sagen mehrheitlich, dass die Neos besser nicht mitregieren sollten. Auch das Bildungsniveau der Befragten spielt eine Rolle: Personen mit höherer Bildung stehen einer pinken Regierungsbeteiligung mehrheitlich positiv gegenüber, bildungsferne Personen lehnen sie mehrheitlich ab.

Rote und Blaue fürchten Spaltung der Gesellschaft

17 Prozent der Befragten sagen sogar, eine Beteiligung der Neos an der Bundesregierung werde die österreichische Gesellschaft spalten. Auch hier stimmen Freiheitliche und (in geringerem Ausmaß) Sozialdemokraten der Meinung überdurchschnittlich stark zu.

Zur Einordnung empfiehlt Market-Institutsleiter David Pfarrhofer den Vergleich mit anderen Umfragen dieser Serie: "Gegenüber derselben Umfrage über die Neos aus dem Dezember 2016, da war noch Matthias Strolz Parteichef, ist die Sorge, dass die Neos die Gesellschaft spalten könnten, zurückgegangen.

Und wenn man die Neos mit anderen Parteien vergleicht, dann relativiert sich der Wert noch deutlicher. Im Februar, als wir die FPÖ analysiert haben, haben 50 Prozent gemeint, die Freiheitliche Partei spaltet die Gesellschaft. Und immerhin 28 Prozent sagen das auch von der ÖVP."

Gute Noten für die Parteichefin

Beate Meinl-Reisinger, die seit 13 Monaten Chefin der Neos ist, bekommt überhaupt sehr gute persönliche Noten: 36 Prozent trauen ihr voll und ganz zu, im direkten Vergleich mit SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bestehen zu können, 28 Prozent trauen ihr das im Vergleich mit Norbert Hofer und 17 Prozent im Vergleich mit Sebastian Kurz zu.

14 Prozent stimmen voll, weitere 24 Prozent teilweise der Meinung zu, die Neos-Frontfrau habe "gute Ideen für die Zukunft Österreichs".

Von ihrer Partei sagen 46 Prozent, dass sie "viele neue Ideen in die Politik" bringe. Dieser Wert für die Neos ist der höchste, den Market bisher für eine Partei gemessen hat – der ÖVP trauten im Juni 44 Prozent viele neue Ideen zu, der FPÖ im Februar 40 Prozent, der SPÖ im vorigen November gar nur 18 Prozent – wobei Pfarrhofer zu bedenken gibt, dass der niedrige Wert für die SPÖ damit zusammenhängt, dass die Umfrage zur Lage der SPÖ kurz nach dem Wechsel im Parteivorsitz durchgeführt wurde, als Pamela Rendi-Wagner noch relativ unbekannt war.

Anstand in der Politik

24 Prozent stimmen in der Market-Umfrage für den STANDARD auch der Aussage zu: "Wenn die Neos in der Bundesregierung wären, würde es mit Österreich bergauf gehen." Dem stehen allerdings 40 Prozent gegenüber, die diese Meinung für unrichtig halten.

Sehr gute Werte erzielen die Neos auch im Hinblick auf ihre "anständige Haltung in der Ausländerpolitik" und überhaupt dafür, dass sie "für Anstand in der Politik" stehen; das sagen jeweils 37 Prozent.

Stärken und Schwächen

Als persönliche Stärken von Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger nennt Pfarrhofer nicht nur die guten Werte, die sie im Vergleich mit den Spitzenleuten anderer Parteien hat, sondern auch ihre Fähigkeit, die Partei als geschlossen hinter ihr stehend zu präsentieren. Dafür spricht auch, dass 40 Prozent sagen, die Neos hätten in zentralen Fragen eine einheitliche Meinung (nur 25 Prozent lehnen diese Aussage klar ab, 35 Prozent trauen sich da kein Urteil zu).

Eine Schwäche wäre allerdings, dass nur jeder Elfte Meinl-Reisinger zutraut, die Sorgen und Ängste der österreichischen Bevölkerung zu verstehen – "bei keinem anderen Parteichef haben wir bisher auf diese Frage einen Wert unter zehn Prozent gemessen", sagt Pfarrhofer. Auch wenn konkret danach gefragt wird, ob Meinl-Reisinger eine gute Vertreterin der Arbeitnehmer wäre, kommt eine klare Absage: Nur sechs Prozent trauen ihr voll und ganz eine Vertretung der Arbeitnehmer zu, 21 Prozent sicher nicht.

55 Prozent der Befragten empfehlen den Neos, sich auf die Interessen der Arbeiter und Angestellten zu konzentrieren – eine Empfehlung, die übrigens von der eigenen Neos-Wählerschaft nicht so stark vertreten wird.

Eine Stärke der Neos ist auch, dass ihnen kaum jemand Verwicklung in Skandale unterstellt. (Conrad Seidl, 22.7.2019)