Anfang April durfte Aminata Touré Ex-US-Präsident Barack Obama in Berlin empfangen.

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Sicherlich hatten viele einen einfacheren Start ins Leben als Aminata Touré. Der neuen Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages wurde eine politische Karriere nicht gerade in die Wiege gelegt.

Touré kommt 1992 in Neumünster zur Welt, wenige Monate nachdem ihre Eltern aus Mali nach Deutschland eingewandert sind. In den ersten Jahren lebt die Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft. Ob die Tourés im Land bleiben können, bleibt längere Zeit unsicher, doch als Aminata zwölf ist, erhält sie schließlich die Staatsbürgerschaft.

Nach dem Abitur studiert sie Politologie und Französisch in Kiel, wo sie sich auch in der Studentenvertretung engagiert. Bald nach der Schule steigt sie bei den Grünen ein und klettert rasch die Leiter der Parteiämter nach oben. Daneben betreut sie als "Lotsin" in einem Vereinsprojekt Kinder mit Migrationshintergrund.

Vorbild Obama

Ihre Vorbilder für den Weg in die Politik waren Cem Özdemir und Barack Obama. Der langjährige Grünen-Chef war der erste Deutschtürke im Bundestag, der erste Schwarze im Weißen Haus wiederum diente Touré als Ansporn, als sie bei der Kandidatur für den Landtag in Kiel an sich zweifelte. Doch: "Wenn der das auf einem viel krasseren Level macht, kann ich hier nicht vor der Verantwortung zurückschrecken", entschied sie. Diese Verantwortung bringt es mit sich, dass sie auch ein von der Kieler Jamaika-Koalition geplantes Abschiebegefängnis mittragen muss.

Obama durfte Touré dafür heuer im April persönlich kennenlernen: Beim Berliner "Town Hall"-Treffen hielt sie die Begrüßungsrede. "Was für eine Ehre!", twitterte sie danach.

2017 wurde sie 24-jährig die jüngste Abgeordnete im nördlichsten deutschen Bundesland. Hier erhielt sie als Fraktionssprecherin die Agenden Flucht und Migration, Frauen und Gleichstellung, Kinder und Jugend und Verbraucherschutz.

Die Europawahl im Mai machte nun den nächsten Karriereschritt möglich: Ihr Parteikollege Rasmus Andresen wechselte ins EU-Parlament, dadurch wurde sein Sitz im Landtagspräsidium vakant. Am Mittwoch wählten zwei Drittel der Abgeordneten Touré zur neuen Vizepräsidentin des Landtags – als erste Schwarze und mit 26 Jahren auch als Jüngste in ganz Deutschland.

Auch privat ist Touré mit der Politik verbunden: Ehemann Joschka ist im Pressebüro des Kieler Umweltministeriums tätig. (Michael Vosatka, 29.8.2019)


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