Mit Taschengeld können Kinder den Umgang mit Geld lernen. Die Höhe sollte dem Alter angepasst werden.

Foto: Getty Images/iStockphoto/KurKestutis

Das erste eigene Geld. Was geht sich damit aus? Eine Kugel Eis? Das heiß ersehnte Kuscheltier? Das hängt freilich von der Höhe des Taschengeldes ab. Um den richtigen Umgang mit Geld zu lernen, ist ein regelmäßig an Kinder ausbezahltes Taschengeld ein gutes Instrument. "Der Schuleintritt ist ein guter Zeitpunkt, um mit Taschengeld zu starten", sagt Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park. Rechnet man die niedrigsten Werte (siehe Grafik) mit der jeweiligen Bevölkerungsanzahl der Sechs- bis 19-Jährigen hoch, werden rund 317 Millionen Euro pro Jahr als Taschengeld ausbezahlt. Dafür sollte es Regeln geben:

Freie Verfügung Das Taschengeld soll dem Kind zur freien Verfügung stehen. Über die Verwendung soll der Nachwuchs selbst entscheiden können. Das eigene Geld soll das Kind ausgegeben dürfen, wofür es will – solange es damit nicht Dinge kauft, die ihm schaden.

Regelmäßig und pünktlich Das Taschengeld sollte regelmäßig und pünktlich von den Eltern ausbezahlt werden. Denn Verlässlichkeit ist beim Thema Taschengeld ein wichtiger Aspekt. Das Kind lernt, Vereinbarungen als etwas Verbindliches anzusehen. Für Kinder bis zum zwölften Lebensjahr hat sich die wöchentliche Auszahlung bewährt. Ab dem 13. Lebensjahr ist es sinnvoll, auf monatliche Auszahlung zu wechseln. "Das Kind lernt damit, sich seine vorhandenen Ressourcen einzuteilen. Das ist auch Voraussetzung für eine erfolgreiche Geldverwaltung", sagt List.

Kein Vorschuss Die Erkenntnis, dass Geld knapp werden kann und spontane Wünsche nicht immer gleich erfüllbar sind, ist eine wichtige Lektion. Kinder sollten daher lernen, mit dem, was sie Woche für Woche bzw. Monat für Monat bekommen, auszukommen. Vorschüsse auf die nächste Zahlung sollten daher nicht vorgenommen werden.

Keine Nachzahlung Zum sorgsamen Umgang und zur Lektion, dass man auf Dinge auch sparen muss, gehört auch, dem Kind keine Nachzahlungen zu leisten. Man kann Kinder dennoch bei der Erfüllung von Wünschen unterstützen. So kann man den Kindern die Möglichkeit geben, durch bestimmte Tätigkeiten ihr Taschengeld aufzubessern und somit den einen oder anderen Euro dazuzuverdienen. "Auf diese Weise können Kinder ihren zusätzlichen Geldbedarf abdecken", sagt List. Es zeige auch, dass Zusatzengagement abgegolten wird.

Wie viel Taschengeld soll es sein? Dafür gibt es eine Grundformel: Für Kinder lautet sie: 30 bis 50 Cent multipliziert mit dem Lebensjahr des Kindes pro Woche. Bei Jugendlichen sind es zwei bis 3,60 Euro mal das Alter des Teenagers pro Monat.
Foto: Flip / Erste Group

Kein Erziehungsmittel Taschengeld ist Taschengeld und soll unabhängig von der Leistung des Kindes ausbezahlt werden. Eine Erhöhung bei guten Schulnoten oder eine Streichung bei schlechten würde das Taschengeld zum Belohnungs- und Strafinstrument degradieren. Damit würde es seine Funktion verlieren, dass Kinder den selbstständigen Umgang mit Geld erlernen. Auch bei schlechtem Benehmen sollte das Taschengeld ausbezahlt werden. Hier kann es freilich Ausnahmen geben, etwa wenn das Kind etwas absichtlich zerstört hat. Dann kann der Schaden mit dem Taschengeld abgegolten werden.

Vorleben Will man, dass seine Kinder einen sorgsamen und sparsamen Umgang mit Geld erlernen, muss ihnen das auch vorgelebt werden. Gehen Eltern beim Sparen mit gutem Beispiel voran, wird es vom Nachwuchs meist besser angenommen.

Zusatzleistungen Wenn der Nachwuchs Arbeiten im Haushalt erledigt, die über das übliche Maß hinausgehen, kann dieser Einsatz gesondert entlohnt werden.

Nicht für Grundbedürfnisse Das Taschengeld sollte wirklich dem Kind zur Verfügung stehen und ist nicht zur Deckung von Grundbedürfnissen gedacht. Schulsachen, Essen und Kleidung sollten nicht mit dem Taschengeld bezahlt werden müssen. Muss sich das Kind tagsüber seine Jause selbst besorgen, muss ihm dafür gesondert Geld mitgegeben werden. Ausnahmen sind etwa eine mutwillige Zerstörung oder der unbedingte Wunsch nach einem teuren Kleidungsstück. Dann wäre eine finanzielle Beteiligung des Kindes angebracht.

Angemessen Die Höhe des Taschengelds soll dem Standard der Familie entsprechen. Die Grundsatzformel lautet bei Kindern: 30 bis 50 Cent multipliziert mit dem Lebensjahr des Kindes pro Woche. Bei Jugendlichen sind es zwei bis 3,60 Euro mal das Alter des Teenagers pro Monat (siehe Grafik). Es gilt hier, die richtige Balance zu finden. Mit einem zu hohen Taschengeld kann das Kind nicht lernen, Prioritäten zu setzen oder zu verzichten. (Bettina Pfluger, 4.9.2019)