Schön, dass die Parlamentsabgeordneten kurz vor der Wahl in die Spendierhosen geschlüpft sind. In wechselnden Koalitionen wurden noch Geschenke in viele Richtungen verteilt. Besonders angetan waren die Parteien vom Thema Pensionen. Eine Extraanpassung für die Bezieher kleiner Renten und eine Frühpension ohne Abschläge bei langer Versicherungsdauer wurden in den Geschenkekorb gelegt. Dazu kommen noch jede Menge weitere Präsente, die allerlei Klientel bedienen.

Jugendliche streiken für ihre Zukunft.
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Das Blöde an der Sache: Der Geldregen fällt nicht vom Himmel. Irgendwer muss die Spendierhosen nähen, und das sind ausgerechnet die Jungen, die von den Verbesserungen wegen der Alterung der Gesellschaft definitiv nichts mehr haben werden. Die Jugend ist es auch, die unter den anderen Mehrausgaben leidet, weil sie die Staatsfinanzen auf Jahrzehnte hinaus belasten. Mehr zahlen, weniger bekommen und obendrein immer schlechtere Rahmenbedingungen – so stellt sich die Lage der politisch Vergessenen dar. Man denke beispielsweise an den Klimaschutz: Da rangen sich die Abgeordneten – ausgenommen die blaue Fraktion – zwar zur Ausrufung des Klimanotstands durch. Doch konkrete Schritte fehlen.

Schlüsselfrage Bildung

Da wären noch andere Themen, die für die Jüngeren von großer Bedeutung sind, aber kaum Beachtung finden. Bei der Schlüsselfrage Bildung etwa herrscht seit Jahrzehnten Stillstand. Auch die Wohnungsnot trifft besonders Menschen unter 30, junge Familien beispielsweise, Studenten oder Singles, die einen guten Karrierestart in der Stadt anstreben. Die Mieten sind mit den Immobilienpreisen in die Höhe geschossen. Der Vermögensaufbau wird durch hohe Wohnkosten und Nullzinsen verunmöglicht. Wer hat hier Konzepte vorzuweisen, die ökonomisch fundiert sind?

Zusätzlicher Gegenwind kommt vom Arbeitsmarkt, wo der Lohndruck Neueinsteiger am stärksten trifft. Die Statistik zeigt, dass die Einkommen der unter 30-Jährigen in den letzten zehn Jahren leicht gesunken sind, während ältere Arbeitnehmer und Pensionisten Steigerungen vorweisen können.

Der Jugend fehlt eine schlagkräftige Lobby, darum wird sie regelmäßig ignoriert. Umso ermutigender ist es, dass von der vielzitierten Politikverdrossenheit wenig zu merken ist. Doch das reicht nicht. Wollen sie ihre Zukunftschancen nicht verspielen, sollten die Jungen bereit sein, nicht nur an Freitagen auf die Barrikaden zu steigen. (Andreas Schnauder, 27.9.2019)