Textprobe. Test. 1, 2, 3
Haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt gelesen a) "Textprobe. Test. 1, 2, 3" oder b) "3 ,2 ,1 .tseT .eborptxeT"? Falls Ihre Antwort a) lautet, darf ich Ihnen im Sinne von Pamela Rendi-Wagner zurufen: Die Richtung stimmt!

Mit diesem Satz hat die SPÖ-Vorsitzende zum Thema "Reaktion auf ein Debakel" neue Maßstäbe gesetzt und erinnert an einen Schwimmtrainer, der den letzten Platz seiner Kraulstaffel mit dem Ausruf "Keiner ist ertrunken!" feiert. Könnte man so einen Kommentar noch als verzweifelten Zynismus interpretieren, so scheint es Rendi-Wagner aber mit ihrer Präferenz für die Richtung "abwärts" ernst zu meinen. Die Ernennung Christian Deutschs – der schon als "graue Eminenz der SPÖ" bezeichnet wurde, was aber auf einer Verwechslung des Begriffes "Eminenz" mit "Obsoleszenz" beruhen dürfte – zum Bundesgeschäftsführer ist dafür ein deutliches Zeichen.

SPÖ-Bundesparteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner.
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Zweifelsohne ist die Partei mit gravitationsmaximierenden Kräften wie Georg Dornauer, Franz Schnabl oder Doris Bures für das Projekt "freier Fall" gut aufgestellt. Auch der gewichtige Einsatz von Hans Peter Doskozil könnte diesbezügliche Beschleunigung bringen, wenn er in künftigen Wahlzeiten nicht nur, so wie diesmal, Viktor Orbán, sondern auch Recep Erdogan oder Kim Jong-un seine persönliche Aufwartung macht. Doch mit dem Ziel Erdboden vor Augen wird wohl noch mit weiteren Neo-Retro-Personalien à la Deutsch zu rechnen sein. Norbert Darabos, Laura Rudas oder Gerald Klug befinden sich vermutlich schon in Bereitschaft.

Maulwurftätigkeiten

Ein bisschen ungerecht nur, dass andere Spitzenleistungen im Bereich Desasterleugnung zu wenig gewürdigt wurden. So bezeichnete Norbert Hofer das FPÖ-Minus von 9,5 Prozentpunkten in Vorarlberg als "stabiles Ergebnis". Welche "Stabilität" er hier meint, bleibt rätselhaft, der vom Volksmund verwendete Begriff "feste Watschen" könnte dabei eine Spur liefern. Möglich aber auch, dass der gerade noch einstellig gebliebene Verlust von Prozentpunkten auf Hofer tatsächlich tröstend wirkt, angesichts dessen, was seiner Partei noch bevorsteht.

Kaum ist die Gefahr, dass Philippa Strache ihr Engagement für Tiere durch Maulwurftätigkeiten im FPÖ-Parlamentsklub zum Ausdruck bringen könnte, gebannt, schon droht neues Ungemach animalischen Ursprungs. Nämlich dann, wenn der von Frau Strache einst als "Welpe" bezeichnete Gatte HC zum Singvogel mutieren sollte. "Er weiß viel über gewisse Skandale, in die seine engsten Wegbegleiter verwickelt sind. Ganz konkret geht es da um eine Werbeagentur in Kärnten", zitiert der "Kurier" einen "Strache-Vertrauten" und vermutet richtig, dass "hinter diesen kryptischen Andeutungen" Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Herbert Kickls (ehemalige?) Agentur "Ideenschmiede" stehen und "Kickl in die Bredouille kommen könnte, wenn Strache auspackt".

So gesehen wurde eine Aussage eines anderen Wahlverlierers wirklich missverstanden. Herbert Kickls unlängst ausgesprochene Warnung vor "tickenden IS-Zeitbomben" war offenbar kein plumpes Ablenkungsmanöver, sondern ein ganz persönlicher Hilfeschrei, bei dem mit der Abkürzung "IS" natürlich "Ideenschmiede" gemeint war. (Florian Scheuba, 17.10.2019)