Beim Verkehr ist der Energiebedarf seit 1990 am stärksten gestiegen.

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Wien – Bei den aktuellen Koalitionsgesprächen dürfte dem Verkehrssektor eine größere Rolle zufallen. Immerhin sind die Treibhausgasemissionen in dem Bereich in den vergangenen 30 Jahren besonders stark gestiegen. Ohne eine drastische Reduktion dürften die nationalen Klimaziele für Österreich nur schwer erreichbar sein – zumal der Verkehr für ein knappes Drittel des gesamten Ausstoßes verantwortlich ist.

Im Vorjahr wurde ein weiterer Negativrekord aufgestellt, wie der österreichische Verkehrsclub (VCÖ) am Donnerstag berichtete: 2018 benötigte der Verkehr so viel Energie wie nie zuvor. Betrug der Energiebedarf in dem Sektor 1990 noch 209 Petajoule, so stieg er 2018 auf 401 Petajoule – das entspricht beinahe einer Verdoppelung.

Nach Angaben des Verkehrsclubs hatten im Ausgangsjahr 1990 Haushalte und Industrie noch einen höheren Energiebedarf, mittlerweile ist der Verkehr an erster Stelle gelandet. In der Industrie nahm der Energiebedarf seit 1990 jedoch auch um 53 Prozent zu, bei Haushalten waren es elf Prozent. Dienstleistungen verzeichneten ein Plus von 37 Prozent, lediglich in der Landwirtschaft schrumpfte der Energiebedarf um neun Prozent.

In Summe legte in der Zeit der Energiebedarf in Österreich um 47 Prozent von 763 auf 1.122 Petajoule zu, heißt es unter Berufung auf Daten der Statistik Austria.

Zersiedelung und schrumpfendes Schienennetz

Laut VCÖ ist der Kfz-Verkehr für 85 Prozent der Zunahme des Energieverbrauchs verantwortlich. Als Ursachen nennt die Organisation den zunehmenden Verkehrsaufwand durch Zersiedelung, den sinkenden Pkw-Besatzungsgrad und den auf hohem Niveau stagnierenden realen Spritverbrauch. Gleichzeitig schrumpfe das Schienennetz, kritisiert der VCÖ. Im Gütertransport treibe hingegen der wachsende Lkw-Verkehr den Energiebedarf an, und die im EU-Vergleich niedrige Mineralölsteuer (MÖSt) lade Transit-Lkw zum Tanken bei uns ein.

"Noch immer bezieht der Verkehr über 90 Prozent seines Energiebedarfs aus Erdöl und anderen fossilen Energieträgern", kritisiert VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Zudem habe die Zahl der Pkw mit Verbrennungsmotor beim Kfz-Bestand auch heuer stärker zugenommen als die Zahl der E-Pkw.

Um die Klimaziele erreichen zu können, müsste der Energiebedarf des Verkehrs deutlich gesenkt und die Umstellung der Autoflotte von Verbrennungs- auf E-Motoren beschleunigt werden. Der Energieverbrauch von Elektroautos, die mit einem österreichischen Strommix fahren, ist laut VCÖ – samt Fahrzeug- und Batterieherstellung – um 38 Prozent geringer als bei Diesel-Pkw. Doch heuer sei allein in den ersten neun Monaten der Bestand an Diesel- und Benzin-Pkw in Österreich um weitere 39.653 gestiegen, während die Zahl der Elektroautos um 7.057 auf erst 27.888 angewachsen sei. (red, APA, 24.10.2019)