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Auch Schokolade ist Moden unterworfen. Mitarbeiter vom Marswerk im Burgenland bekommen das schmerzhaft zu spüren.

Foto: Reuters/Dalder

Das Burgenland, ein traditionell hochsensibler Arbeitsmarkt, ist gerade mit einigen schmerzlichen Betriebsschließungen oder -verlagerungen konfrontiert. Die spektakulärste ist wohl Mars in Breitenbrunn am Neusiedler See. Ende nächsten Jahres soll hier die Rollwaffelproduktion eingestellt werden. 110 Mitarbeiten sind betroffen, die Gemeinde verliert rund 200.000 Euro im Jahr an Kommunalsteuer.

Aus dem grenznahen steirischen Fürstenfeld kam jüngst die Nachricht, dass das Kompressorenwerk der Firma Secop geschlossen, die Produktion in die Slowakei und nach China verlagert werden soll. 250 Jobs sind gefährdet. Auch 110 Burgenländer sind betroffen. Und in Güssing verschärft sich der undurchsichtige Streit um die Eigentümerschaft des Mineralwasser-Abfüllers – eine russische und eine bulgarische "Gruppe" liegen in Fehde – Richtung AMS. Im Sommer hat der Diskonter Hofer deshalb das Güssinger Wasser entlistet. Seit September, so heißt es von der Arbeiterkammer, gibt es für die 20 Mitarbeiter kein Gehalt. Drei haben das gebeutelte Unternehmen schon verlassen. Mittlerweile seien aber die ausständigen Löhne überwiesen, so das Unternehmen.

Unterschiedliche Ursachen

An der politischen Landesspitze – SP-Soziallandesrat Christian Illedits und FP-Wirtschaftslandesrat Alexander Petschnig sind gewissermaßen als Feuerwehr unterwegs – will man die momentanen Fisimatenten nicht als Wolken am allgemeinen Konjunkturhimmel interpretiert wissen. Zu unterschiedlich seien die Ursachen. Die in Breitenbrunn hergestellten Rollwaffeln etwa seien schlicht aus der Geschmacksmode gekommen. "Wir sind in guten Gesprächen mit dem Unternehmen", sagt Christian Illedits. Vor Weihnachten will man es noch einmal wissen, fährt die Produktion hoch. "Aber man kann wohl davon ausgehen, dass die Produktion definitiv eingestellt wird."

Für die Mitarbeiter, gut qualifizierte Anlagentechniker zumeist, ist Illedits zuversichtlich. "Ich glaube überhaupt, dass wir im Norden wenig Probleme haben werden." Seit vor zwei Wochen die Meldung über die Werkschließung durch die Medien gegangen ist, "haben sich Unternehmen auch direkt an mich gewendet, dass sie Mitarbeiter suchen würden". Und zwar zum Teil "händeringend", wie dem STANDARD ein Gewerkschafter bestätigte.

Ganz anders die Lage im strukturschwachen Landessüden. Da landete auch der Vorschlag von Landtagspräsidentin Verena Dunst (SPÖ), das Land könnte sich doch beteiligen an der wackelnden Firma Güssinger, nicht gleich in der Rundablage. Ganz im Gegenteil, er wurde erwogen.

Alexander Petschnig verwies zwar ein wenig reserviert auf die "äußerst undurchsichtigen Eigentumsverhältnisse", die ein Engagement erschweren würden. Seien diese geklärt, wäre, so Illedits, eine Übernahme durchs Land und seinen wirtschaftlichen Arm, die Wirtschaft Burgenland GmbH, ein sehr gangbarer Weg. "Wir sind da ja erprobt. Wir betreiben Thermen, haben ja sogar schon einmal Handtücher produziert." Tatsächlich wurde in Jennersdorf der Frotteehersteller Vossen einst unter Landesbeteiligung saniert und 2004 mit Gewinn reprivatisiert. Christian Illedits verspricht jedenfalls: "Im Süden werden wir nichts unversucht lassen, um jeden Arbeitsplatz kämpfen."

Wahlkampf ante portas

Er verspricht das – nicht nur, aber halt auch – in den gerade anlaufenden Wahlkampf für die Landtagswahl im Jänner hinein. Die oppositionelle ÖVP nimmt den Ball auf. ÖAAB-Landesgeschäftsführer Johannes Mezgolits fordert gleich die Verstaatlichung: "Nun kann die Regierung Farbe bekennen und Güssinger Mineralwasser retten, indem man Eigentümer wird." Sein Obmann, Christian Sagartz, freilich warnt: "Es soll nicht sein, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum politischen Spielball werden." (Wolfgang Weisgram, 28.10.2019)