Ein Pastiksackerl braucht zehn bis 20 Jahre, bis es vollständig verrottet ist.

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Im Angesicht der Klimakrise machen sich viele Menschen Gedanken darüber, wie sie auch im Alltag ihren individuellen Kohlendioxid-Abdruck verringern können. Plastiksackerl oder Baumwolltasche? Beim Einkaufen zu welcher Getränkeflasche greifen? Und wie am besten fortbewegen?

Das Thema der Treibhausgasemissionen ist vielschichtig und wird auch in der Fachwelt teilweise kontrovers diskutiert. Der verwendete Rohstoff, Gewichtsfragen, Transportwege und Auslastung, das Konsumverhalten wie auch Recycling sind beispielsweise Faktoren, die mal für das eine und mal für das andere sprechen, wenn es darum geht, weniger CO2 auszustoßen. Eine Annäherung.

Plastiksackerl oder Baumwolltasche?

Gleich vorweg: Für die Umwelt ist es besser, wenn wir Tragtaschen öfter verwenden – falls möglich, immer und immer wieder. Bei Taschen sind die Faktoren unter anderem der Rohstoff (Recyclingmaterial?), Transportwege des Materials und der Tasche, die Wiederverwendbarkeit und die Entsorgung. Ein Beispiel: Wird ein Plastiksackerl weggeschmissen statt ordentlich entsorgt, ist das schlecht für die Umwelt.

"Bioplastik" ist ein relativ unklarer Begriff: Dahinter verbergen sich biologisch abbaubare Kunststoffe und Kunststoffe aus biologischen Rohstoffen. Sie können somit durchaus auch aus fossilen Ressourcen stammen und brauchen – auch mit Angabe "kompostierbar" – zum Zersetzen ideale Bedingungen, die es am heimischen Kompost nicht gibt (nämlich Temperaturen von 60 Grad Celsius). Deshalb gehören Bioplastiksackerln schlussendlich in den Restmüll.

Plus- und Minuspunkte

Bei der Einordnung von Bioplastiksackerln scheiden sich die Geister: Stammt der Rohstoff tatsächlich aus der Landwirtschaft, so können Böden und Klima darunter leiden (ein Minuspunkt). Aber dadurch sind sie bei der Verbrennung weniger klimaschädlich als herkömmliche Sackerln (ein Pluspunkt). Damit jedoch der eine Müll nicht durch den anderen ersetzt wird, bieten sich für Obst und Gemüse käuflich erwerbliche Mehrwegnetze an.

Und wie steht es um die Baumwolltasche? Taschen aus Naturmaterialien sind vor allem in der Herstellung emissionsreich. Wird eine Baumwolltasche jedoch oft verwendet, wird sie zunehmend umweltfreundlich. Ab wann sie "grüner" als das Einwegsackerl wird, ist schwer zu sagen – hier unterscheiden sich die Lebensdauerstudien beträchtlich. Darum gilt: Vermeidung unnötigen Konsums (wirklich eine neue Tasche gebraucht?), die Tasche möglichst oft verwenden und am Ende einem Recycling zuführen beziehungsweise korrekt entsorgen.

Plastik- oder Glasflaschen?

Für die Ökobilanz von Getränkeflaschen ist die Wiederverwendbarkeit ein großer Faktor: Dabei sind Mehrwegflaschen den Einwegflaschen klar vorzuziehen. Bei der Frage nach dem Material – Glas oder PET? – wird es schwieriger. Während die PET-Mehrwegflasche bei der Herstellung besser abschneidet, können Glasflaschen öfter wiederbefüllt werden.

Beim Transport gewinnen wiederum die leichteren PET-Flaschen. Da auch die Fahrtwege in der Gesamt-CO2-Bilanz ein wichtiger Faktor sind, kann man zusammenfassen: Besser ist es, Mehrwegflaschen aus der Region zu kaufen und Einwegflaschen zu recyceln – beziehungsweise überhaupt Leitungswasser zu trinken.

Klimafreundlichere Ernährung

Im Ernährungsbereich lassen sich Treibhausgasemissionen naturgemäß nicht vermeiden. Wie hoch diese ausfallen, hängt allerdings stark davon ab, zu welchen Lebensmitteln wir greifen. Wichtige Faktoren sind Herstellung, Transport, Zubereitung und Verschwendung von Nahrungsmitteln.

Fleisch und Fleischerzeugnisse schneiden dabei am schlechtesten ab: Sie verursachen pro Kopf und Jahr rund 40 Prozent der direkten Treibhausgasemissionen aus dem Ernährungsbereich. Wer vermehrt zu pflanzlichen und regionalen Produkten greift und darauf achtet, keine verzehrbaren Nahrungsmittel wegzuwerfen, ist "grüner" unterwegs.

Fortbewegung im Alltag

Betrachten wir die direkten Kohlendioxidemissionen durch die individuelle Fortbewegung, so gewinnen naturgemäß Gehen und Fahrradfahren. Danach folgen Zug- und Busfahrten.

Abgeschlagen am Ende sind Autofahrten, die vergleichsweise hohe CO2-Emissionen aufweisen. Diese Bilanz lässt sich durch die Mitnahme anderer Personen immerhin verbessern.

Klimafreundlicher reisen

Die im Alltag schon angesprochenen Treibhausgasemissionen gelten auch beim Verreisen. Wichtige Faktoren sind dabei die Herkunft der Energiequelle, der Treibstoffverbrauch und die Auslastung. Wie viele Personen fahren im Auto mit? Wie viele Flugzeugsitze sind belegt?

Den höchsten Klimaschaden verursacht der Flugverkehr. Dieser ist höher, als der bloße Treibstoffverbrauch nahelegen würde, denn Flugzeuge stoßen ihre Emissionen in Höhen aus, in denen sie größere Schäden anrichten als vergleichbare Mengen in Bodennähe. (dy, 5.12.2019)