Weltraumorganisationen wie die NASA halten den orbitalen Müll so gut es geht im Auge – und haben damit immer mehr zu tun.
Illustration: NASA

Bremen – Schon 1978 warnte der US-amerikanische Astronom Donald J. Kessler davor, dass Weltraummissionen für künftige Generationen immer schwieriger werden könnten. Der Grund: die Zunahme an Weltraummüll, also der Überreste ehemaliger Missionen, die im Orbit kreisen und aufgrund ihrer Geschwindigkeit eine hohe Gefahr darstellen.

"Da fliegt inzwischen eine ganze Menge an Raumfahrtrückständen rum. Wir mögen den Begriff lieber als Raumfahrtmüll", sagte ESA-Astronaut und -Koordinator Thomas Reiter beim 32. Bremer Unternehmerforum. Doch unabhängig von der Bezeichnung ist die unangenehme Entwicklung leider tatsächlich vorangeschritten: Satelliten im All müssten immer häufiger Ausweichmanöver fliegen, um Kollisionen und Schäden zu vermeiden. Diese Situation habe sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verschlechtert und werde dies in Zukunft auf dramatische Weise weiter tun, bilanzierte Reiter.

Vervielfachung der Satelliten

Seit Beginn des Raumfahrtzeitalters seien rund 8.000 Satelliten gestartet, von denen noch etwa 1.800 aktiv seien. Ein Großteil sei bereits in die Erdatmosphäre eingetreten. Allein in den nächsten fünf bis sechs Jahren sei aber damit zu rechnen, dass über 50.000 Satelliten ins All gebracht würden. "Also ein Vielfaches von dem, was im gesamten Raumfahrtzeitalter gestartet wurde." Es gehe um die Sicherheit der wichtigen weltraumgestützten Infrastruktur. Darum müsse man sich dringend Gedanken machen, und dies greife die Europäische Weltraumorganisation auch auf.

Als warnendes Fanal steht ein – vorerst noch hypothetischer – Effekt im Hintergrund, der nach Kessler benannt wurde: Das Kessler-Syndrom beschreibt ein Szenario, in dem die Trümmer von Kollisionen ihrerseits mit anderen Objekten zusammenstoßen. Daraus könnte sich eine Kaskade an immer mehr und immer kleineren Trümmern ergeben, die nicht mehr unter Kontrolle zu bringen ist. Das würde die Erde zwar nicht in eine undurchdringliche Schuttwolke hüllen, das Betreiben von Satelliten in den derzeit gängigsten Orbits aber extrem erschweren. (red, APA, 21. 11. 2019)