Foto: Goldenes Brett

Wien – In der mittlerweile achtjährigen Geschichte des Schmähpreises "Goldenes Brett (vorm Kopf)" immer wieder nominiert, ist das Granderwasser respektive die dahinterstehende Firma Grander erst heuer tatsächlich zu einem Preis gekommen – wenn auch nur dem fürs "Lebenswerk". Den Hauptpreis vergab die Vereinigung GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) 2019 an den deutschen Homöopathika-Hersteller Hevert.

Zwischen Placebo- und Streisand-Effekt

Wenig überraschend sei noch, dass eine Firma, die homöopathische Präparate herstellt, von deren Wirksamkeit überzeugt ist, heißt es in der Begründung. Allerdings fordere das Unternehmen von Homöopathie-Kritikern juristisch Unterlassungserklärungen ein, wonach sie Aussagen wie "nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam" nicht mehr tätigen sollen.

Diese Vorgehensweise berge eine ernste gesellschaftliche Gefahr, so die GWUP: "Sie macht den rationalen wissenschaftlichen Diskurs unmöglich. 'Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus' ist eine wissenschaftliche Aussage, die man nach allgemein anerkannten Methoden prüfen kann." Wissenschaftliche Wahrheiten könnten nicht per Anwaltsbrief geklärt oder vor Gericht ausverhandelt werden, begründen die Initiatoren des Preises: "Sie sind, wie sie sind. Ob das irgendjemandem gefällt oder nicht, darf keine Rolle spielen." Mit derselben Logik könnten sonst Autofirmen Berichte über klimaschädliche Abgase unterdrücken oder Tabakkonzerne Studien über Lungenkrebs stoppen.

Etwas Positives habe das Hevert-Vorgehen aber: Der Satz "Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus" sei durch die Diskussion quasi zum geflügelten Wort geworden. Womit er zu einem schönen Beispiel für einen ganz anderen Effekt wird, benannt nach der US-Sängerin Barbra Streisand. Die hatte im Jahr 2005 versucht, per Klage die Veröffentlichung von Luftaufnahmen ihres Anwesens zu verhindern, was überhaupt erst die öffentliche Aufmerksamkeit darauf lenkte. Seitdem steht der Streisand-Effekt dafür, mit dem Versuch der Unterdrückung unliebsamer Informationen das genaue Gegenteil zu erreichen.

Wässriges Lebenswerk

Den Lebenswerk-Preis vergab die GWUP an die Firma Grander für die Verbreitung eines "magischen, vorwissenschaftlichen Weltbilds". Beim Granderwasser handle es sich "wohl um eines der bekanntesten Produkte aus dem Bereich von Esoterik und Parawissenschaft", so die Begründung. Grander vertreibt auch sogenannte "Wasserbelebungsgeräte" für die Wasserleitung daheim und setzt dabei auf das Prinzip der "Informationsübertragung" . "Beim Durchfließen des Gerätes werden die positiven Eigenschaften des Informationswassers auf das herkömmliche Leitungswasser übertragen, ohne dass dieses mit dem Informationswasser in Berührung kommt", heißt es etwa auf der Grander-Homepage.

Einen wissenschaftlich anerkannten Nachweis dafür gebe es freilich nicht, so die GWUP: "Fände man physikalisch plausible Erklärungen dafür, wie oder warum 'Information' von einem Wasser aufs andere übertragen werden kann, wäre das zweifellos eine wissenschaftliche Sensation, mit der man sich mindestens einen Nobelpreis sichern könnte."

Nominiert waren auch der Verein "Original Play" für sein wissenschaftlich nicht anerkanntes "Spielkonzept", bei dem fremde Erwachsene mit Kindern rangeln, und der deutsche Lungenfacharzt Dieter Köhler, der Feinstaub und Stickoxide für "wahrscheinlich harmlos" erklärt hat. (red, APA, 13. 12. 2019)