Laut dem EU-Bericht wirft die griechische Küstenwache der Türkei vor, in den vergangenen Wochen Flüchtlingsboote nicht gestoppt zu haben.

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Brüssel/Berlin – Die Zahl der illegalen Einreisen aus der Türkei in die EU soll in diesem Jahr wieder deutlich gestiegen sein. In einem als vertraulich eingestuften Bericht der EU-Kommission heißt es laut der deutschen Zeitung "Welt" vom Dienstag: "Die Zahl der Ankünfte aus der Türkei in die EU im Jahr 2019 beträgt 70.002 – davon sind 67.741 Personen in Griechenland angekommen, 197 Personen in Bulgarien, 1.803 in Italien und 261 Personen in Zypern."

Der Anstieg der illegalen Einreisen aus der Türkei zwischen Anfang Jänner und Mitte Dezember betrage gegenüber dem Vorjahreszeitraum 46 Prozent. Zudem habe die Zahl der Migranten auf den griechischen Inseln im Dezember erstmals die Marke von 40.000 überstiegen, zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Im April waren es noch 14.000 Migranten. Es stünden aber nur 8.530 reguläre Aufnahmeplätze zur Verfügung. Die überwiegende Zahl der Asylgesuche in Griechenland stammte 2019 nicht von Syrern, sondern von Afghanen. Der Anteil der afghanischen Asylwerber liegt demnach bei 30 Prozent, gefolgt von Syrern (14 Prozent), Pakistanern (9,5 Prozent), Irakern (8,0 Prozent) und Türken (5,0 Prozent).

Griechenland: Türkei stoppt Flüchtlingsboote nicht

Der griechische Sender ERT meldete am Dienstag unter Berufung auf die Küstenwache, dass binnen 24 Stunden 136 Migranten in der Ägäis aufgegriffen wurden. Weiteren 338 ist es demnach gelungen, an Bord von Booten die Inseln Samos, Farmakonisi, Chios und Samothraki sowie die Hafenstadt Alexandroupolis auf dem Festland zu erreichen.

Flüchtlinge kamen auch über den Grenzfluss Evros nach Griechenland und damit in die EU. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) überquerten den Fluss seit Jahresbeginn bis zum 15. Dezember 14.312 Migranten. Insgesamt zählt das UNHCR mit 71.368 aus der Türkei noch mehr Migranten als die EU. Das sind 20.860 mehr als im Jahr 2018, als 50.500 Migranten nach Griechenland kamen.

Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte Deutschland jüngst aufgefordert, weitere Flüchtlinge direkt von der Insel Lesbos aufzunehmen. Die "Welt" berichtete unter Berufung auf den EU-Bericht, dass die griechische Küstenwache der Türkei vorwirft, in den vergangenen Wochen Flüchtlingsboote, die bereits ausgelaufen waren, nicht gestoppt zu haben. Die Türkei hatte sich in einem Abkommen mit der EU verpflichtet, die Grenzen so zu sichern, dass möglichst keine Migranten mehr illegal in die EU kommen. Im Gegenzug erhält die Türkei sechs Milliarden Euro zur Versorgung der etwa 3,6 Millionen Flüchtlinge. (APA, dpa, 17.12.2019)