Im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos befinden sich derzeit mehr als 18.000 Menschen.

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Rom/Athen/Dover – Ein Segelboot mit 55 Migranten an Bord ist am frühen Mittwoch in Corigliano in der süditalienischen Region Kalabrien eingetroffen. An Bord befanden sich irakische und iranische Staatsbürger, darunter acht Minderjährige, wie die Polizei mitteilte. Das Boot wurde von der Küstenwache lokalisiert.

Bei den Schleppern handelt es sich nach italienischen Medienberichten um Russen oder Georgier. Sie brächten die Flüchtenden mit Jachten oder teuren Segelbooten, die oft unter US-Flagge fahren, von der Türkei nach Kalabrien und Apulien. Die Migranten gehen demnach großteils in Istanbul an Bord. Laut Ermittlern bringen die Schlepper auf einem Boot bis zu 70 Flüchtlinge nach Italien und kassieren dabei 10.000 Euro pro Passagier.

11.097 Migranten sind seit Anfang 2019 in Italien eingetroffen. Das sind 52 Prozent weniger gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018, teilte das italienische Innenministerium mit. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017 sank die Zahl der Migranten um 90 Prozent.

Anstieg an Flüchtlingen in Ägäis seit 2016

Indessen steigt in Griechenland die Anzahl der über die Türkei kommende Migranten. Die griechische Regierung erwartet im kommenden Jahr rund 100.000 neue Ankömmlinge auf den griechischen Inseln. Deshalb wolle man im kommenden Jahr 10.000 Asylsuchende in Richtung Türkei abschieben. Dafür werde man zusätzliche 270 Asylentscheider einstellen. Zudem würden neue Erstaufnahmelager auf jenen fünf Inseln gebaut, die die größte Last der Migrationsbewegung tragen.

Seit Monaten kommen unzählige Flüchtlinge über die Türkei auf die Inseln in der Ägäis. Die Lage in den völlig überfüllten Registrierungslagern gerät zunehmend außer Kontrolle, die Zustände dort sind nach Berichten humanitärer Organisationen dramatisch. Nach jüngsten Angaben des zuständigen Ministeriums in Athen harren in den Lagern der Inseln mehr als 41.000 Menschen aus. Das ist die höchste Zahl seit Inkrafttreten des EU-Türkei-Flüchtlingspakts im März 2016. Noch im April hielten sich auf den betroffenen Inseln nur 14.000 Migranten auf. Davon haben viele das Ziel über Landwege nach Westeuropa zu gelangen.

Per Ärmelkanal nach Großbritannien

Eine Gruppe von 69 Migranten wollte in der Nacht auf Mittwoch Großbritannien per Seeweg erreichen. Britische Grenzschützer haben die Migranten bei dem Versuch aufgegriffen, den Ärmelkanal in Richtung Großbritannien zu überqueren. Die Menschen waren auf fünf Boote verteilt, die im Laufe der Nacht die gefährliche Fahrt über die Meerenge angetreten hatten.

Die Migranten, darunter zehn Kinder, gaben an, iranische, irakische und usbekische Staatsangehörige zu sein. Alle seien medizinisch untersucht worden und würden nun von Mitarbeitern der Einwanderungsbehörde verhört. "Wer versucht, den Ärmelkanal in kleinen Booten zu überqueren, bringt sich in große Lebensgefahr", sagte ein Sprecher des Innenministeriums in London. Großbritannien arbeite eng mit den französischen Behörden zusammen, um gegen diese "gefährlichen und illegalen Aktivitäten" vorzugehen. (red, APA, 18.12.2019)