Das im Quadrat hervorgehobene Objekt ist auf einer alten Himmelskarte zu sehen, auf einer aktuellen jedoch nicht mehr. Was dahintersteckt, ist noch nicht geklärt.
Foto: Villarroel et al. 2019

Vasco ist die Kurzbezeichnung für ein Projekt schwedischer und spanischer Astronomen, das einem spannenden Thema gewidmet ist: "Vanishing & Appearing Sources during a Century of Observations", so die ausgeschriebene Version – also Leuchtquellen, die in den vergangenen Jahrzehnten am Himmel aufgetaucht oder wieder verschwunden sind. Dafür wurden unter anderem Himmelskataloge des Militärs herangezogen, die bis in die 1950er-Jahre zurückreichen, und mit aktuellen Datenbanken verglichen.

Kann ein Stern einfach verschwinden?

Besonders interessant wäre ein Verschwinden – zumindest, wenn es sich bei der betreffenden Lichtquelle um einen Stern handelt. Denn Sterne erlöschen nicht einfach, sie gehen vorgezeichnete Wege. Solche, die unserer Sonne ähneln, blähen sich zu Roten Riesen auf, um dann zu Weißen Zwergen zusammenzuschrumpfen – ein Prozess, der sich über Jahrmillionen erstreckt. Massereiche Sterne hingegen kollabieren zu einem Schwarzen Loch oder einem Neutronenstern – nicht jedoch, ohne vorher als Supernova zu erstrahlen.

Theoretisch gibt es noch das Konzept einer "gescheiterten Supernova", dem zufolge ein Stern direkt zu einem Schwarzen Loch kollabieren könnte, ohne dazwischenliegende, weithin sichtbare Explosion. Bislang gibt es aber erst einen möglichen Kandidaten für einen solchen Fall, zweifelsfrei nachweisen hat man den Vorgang noch nicht können. Nicht zuletzt deshalb wäre ein Beweis für das tatsächliche Verschwinden eines Sterns eine wertvolle Entdeckung, wie Projektleiterin Beatriz Villarroel von der Universität Stockholm und dem spanischen Instituto de Astrofísica de Canarias sagt.

Spekulationen um künstliche Ursachen

Villarroel glaubt sogar, dass dies zu einer "neuen Astrophysik" führen könne. Wie sie mit ihren Kollegen im "Astrophysical Journal" schreibt, reiche ihr Forschungsgebiet auch in "exotischere" Gebiete wie die Suche nach Beweisen für technologisch fortgeschrittene außerirdische Zivilisationen hinein. Immerhin kämen als denkbare Erklärungen für an- und ausgehende Lichter am Himmel auch interstellare Laser-Kommunikation oder gar Dyson-Sphären in Betracht – also künstliche Schalen oder Objektschwärme um einen Stern. Eine "gescheiterte Supernova" sei eigentlich die einzige Erklärung, die man bisher habe, wie ein solches Phänomen auf nichtkünstliche Weise zustande kommen könne.

Villarroels Kollege Martin López Corredoira betont aber, dass ihr Team bislang keinen Beweis für irgendwelche Aktivitäten außerirdischer Intelligenz gefunden habe. Sie seien zwar schon auf eine große Zahl veränderlicher Leuchtquellen gestoßen, halten jedoch alle für natürliche Phänomene – "wenn auch etwas extreme".

Seltene Sternenkollisionen

Dazu gehören auch etwa 100 rote Objekte ("red transients"), die ihre Leuchtkraft binnen kurzer Zeit um das Mehrtausendfache verändert haben. Als Erklärungen kommen unter anderem Ausbrüche auf Roten Zwergen oder auch sogenannte Leuchtkräftige Rote Novae infrage: eine seltene Form von Explosion, die – so wird vermutet – durch die Kollision und Verschmelzung zweier Sterne zustande kommen könnte.

Insgesamt haben die Forscher gut 150.000 Objekte ausfindig gemacht, die als Kandidaten für ein plötzliches Auftauchen oder Verschwinden infrage kommen und einer näheren Analyse bedürfen. Laut aktuellem Zwischenstand des Vasco-Projekts wurden etwa 15 Prozent davon untersucht (und die allermeisten davon verworfen). Um auch den Rest des riesigen Datenbergs abzuarbeiten, planen die Forscher, ein von künstlicher Intelligenz unterstütztes Citizen-Science-Projekt ins Leben zu rufen. (red, 18.12.2019)