Auch 2019 war nicht das Jahr, in dem ganze Schwadronen von Lieferdrohnen Österreichs Himmel gesäumt hätten. Aus guten Gründen arbeiten die Mühlen der Regulierung äußerst langsam und präzise – was jedoch exakt dem Ziel der mit Drohnen zustellenden Firmen widerspricht. Sie wollen mit immer schnellerer und günstigerer Zustellung den herkömmlichen Paketlieferdiensten Konkurrenz machen. So auch das bulgarische Start-up Dronamics. Sie planen nicht weniger, als die Luftfrachtindustrie zu demokratisieren. Mittel zum Zweck sind leichte Drohnen, die Waren mit einem Gesamtgewicht von 350 Kilogramm bis zu 2.500 Kilometer weit transportieren sollen – und das Ganze um die Hälfte des Preises von Flugzeugfracht. Mehrere tausend Stück der Drohne will man bis Ende 2021 produzieren.

Die Firma, die mit ihrem Konzept schon vor einigen Jahren hochkarätige Investoren an Land ziehen und einige Ideenwettbewerbe gewinnen konnte, plant zu diesem Zwecke nun eigene Drohnenflughäfen auf der ganzen Welt. Dafür nimmt man ausrangierte, aber auch aktive Landebahnen ins Visier. Firmenangaben zufolge laufen derzeit auch Verhandlungen mit österreichischen Flughafenbetreibern über die exakten Start- und Landemöglichkeiten.

Ein mögliches Drohnennetzwerk für Österreich, wie von der Firma Dronamics konzipiert.
Foto: Dronamics

Österreichische Flughäfen geplant

Die Pläne wirken freilich äußerst ambitioniert, wenngleich Mitgründer und CEO Svilen Rangelov natürlich sagt, dass die Behörden stets das letzte Wort hätten, und noch scheint die Erlaubnis tatsächlich in weiter Ferne. Österreichische Firmen hätten aber bereits großes Interesse an der Same Day Delivery gezeigt. Auch die zentrale Lage Österreichs wäre selbstverständlich äußerst interessant, so Rangelov zum STANDARD. Infrage kommen solle anfangs etwa die Pharma-, die Lebensmittel- und die Fertigungsindustrie.

Ein Drohnenflughafenschema.
Foto: Dronamics

Bisher musste man sich allerdings auf den afrikanischen, asiatischen und südamerikanischen Markt konzentrieren, wo Fluglizenzen leichter zu bekommen sind. Wo genau die ersten Drohnenports entstehen, konnte Rangelov nicht verraten.

Käse als Inspiration

Skurrilerweise begann die Geschichte der Mittelstreckendrohnen mit der Sehnsucht nach bulgarischem Käse. Als einer der beiden Rangelov-Brüder im niederländischen Delft arbeitete, wollte er nicht auf seine Leibspeise verzichten. Tatsächlich gibt es zahlreiche Start-ups und große Unternehmen, die Drohnen für den Einsatz auf der sogenannten letzten Meile nutzen wollen. Kaum jemand forschte aber an kommerziellen Drohnen für Lieferungen im Bereich von mehreren hundert bis mehreren tausend Kilometern.

Foto: Dronamics

Das Brüderpaar mit einem Background in Luftfahrttechnik machte sich daraufhin an die Arbeit und gründete bereits 2014 die Firma Dronamics. Bis Drohnen tatsächlich standardmäßig ein Teil der Lieferkette sind, wird es aber wohl noch dauern. (red, 21.12.2019)