Martin Sonneborn will mehr Klimaforscherinnen und Klimaforscher im Bundestag sehen.

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Der deutsche EU-Abgeordnete und "Die Partei"-Chef Martin Sonneborn lässt mit einer neuen Idee in Sachen Listenerstellung für die deutsche Bundestagswahl im Jahr 2021 aufhorchen. Der Satiriker und Ex-Chefredakteur von "Titanic" will nämlich mit 20 Klimaforscherinnen und Klimaforschern auf den vorderen Listenplätzen den erstmaligen Einzug in das deutsche Parlament schaffen. Bislang verpasste seine Partei stets den Einzug, konnte aber im vergangenen Jahr mit fast einer Million Stimmen ihre EU-Mandate verdoppeln.

"Falls wir die Fünfprozenthürde wider Erwarten schon bei der nächsten Wahl schaffen sollten, wäre es nicht verkehrt, ein paar engagierte Wissenschafter in den Bundestag zu schicken", sagte Sonneborn in einem "t-online"-Interview. Weil es in der Klimadebatte im deutschen Parlament an Sachverstand mangle, suche man "seriöse Klimaforscher, die bereit sind, sich aufstellen zu lassen und ein wenig Öffentlichkeit für ihre Forschungen zu akzeptieren", so Sonneborn. Bis zu 20 Forscherinnen und Forscher seien aktuell das Ziel.

Entschuldigungsschreiben für Klimaschützer

Der 54-Jährige ist seit Monaten ein prominenter Unterstützer der von Greta Thunberg inspirierten Protestbewegung Fridays for Future. Er nutzte seine Funktion als EU-Parlamentarier etwa, um allen Protestierenden eine Blanko-Entschuldigung für die Fehlstunden an Freitagen auszustellen, was bereits einige wütende Protestbriefe von Schulleitern zur Folge hatte.

In der Entschuldigung heißt es etwa: "Dem/der Schüler/in war unwohl. Allerdings nicht etwa beim Gedanken an ihre/seine (und Ihre!) Zukunft in einer vollständig zerstörten, verseuchten, erschöpften und abgenutzten Welt, nein, nein! Also mit Klimademos und sowas hatte das garantiert nichts zu tun. Dem/der Schüler/in war einfach nur so privat unwohl." Vielfach betonte Sonneborn in Fernsehinterviews, dass er sich freue, wenn sich junge Menschen für Politik begeistern und für ihre Überzeugungen auf die Straße gehen.

Im Green New Deal der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht Sonneborn hingegen einen Etikettenschwindel, "um Wirtschaftswachstum als Umweltschutz zu verkaufen". Die Leugnung des Klimawandels wollte er einst mit der Höchststrafe geahndet sehen: einem Führerscheinentzug. (faso, 2.1.2020)