Pesendorfer arbeitet künftig für den saudischen Staat.

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Sein Abgang war mit einem Paukenschlag verbunden, sein neuer Job ist es wohl auch. Konrad Pesendorfer, der langjährige Chef der Statistik Austria, der Ende Dezember 2019 aus dem Amt geschieden ist, hat einen neuen Job.

Er wird Chef der Statistikbehörde in Saudi-Arabien. Das berichten unter anderem saudische Nachrichtenwebsites, die Meldung wurde dem STANDARD aber auch unter der Hand aus der Statistik Austria bestätigt. Pesendorfer selbst war am Mittwoch nicht erreichbar, seinen Twitter-Account hat er offenbar gelöscht.

Laut der saudischen Website maaal.com soll die Entscheidung für Pesendorfer am 5. Jänner in Riad gefallen sein. Wann er seinen Job antritt, ist nicht ganz klar.

Abgang mit Kritik

Pesendorfer hatte seinen Abschied aus der Statistik im November des Vorjahres angekündigt. Sein Vertrag war mit Jahresende ausgelaufen, über eine mögliche Verlängerung war von der Übergangsregierung unter Kanzlerin Brigitte Bierlein nicht mit ihm gesprochen worden, weshalb er sich zu diesem Schritt entschlossen hatte. Pesendorfer hat dabei die Untätigkeit der Übergangsregierung scharf kritisiert.

Die Statistik Austria war aber schon davor in die Schlagzeilen geraten: Wie im Frühjahr 2019 bekannt wurde, hatte die türkis-blaue Regierung Pesendorfer aufs Abstellgleis gestellt. Im Bundeskanzleramt wurde eine Reformgruppe für die Statistik eingesetzt, der Pesendorfer gar nicht mehr angehörte.

Unter Pesendorfer hatte sich die öffentliche Wahrnehmung der Statistik Austria verschoben, er hat aktiv kommuniziert und damit sich und seine Experten in politische Debatten über Lebensqualität, Wirtschaftsentwicklung und Löhne eingebracht. Im ÖVP-geführten Kanzleramt stieß das auf wenig Gegenliebe, eines der Ziele der Reform war demnach auch, die Statistik Austria, die dem Bundeskanzleramt untersteht, in der Außenkommunikation näher an das Kanzleramt zu holen.

Der neue Arbeitgeber

Eine Verlängerung der Amtszeit Pesendorfers galt immer als ausgeschlossen. Er galt als SPÖ-nah, war von Ex-Kanzler Werner Faymann ins Amt berufen worden. Seine fachliche Kompetenz galt als unbestritten, er hatte vor seinem Wechsel in die Statistik im Jahr 2010 als Experte für die Industriestaatenorganisation OECD gearbeitet.

Saudi-Arabien ist eine absolutistische Monarchie und gilt laut der NGO Freedom House als einer der undemokratischten Staaten der Welt.

Das saudische Königshaus soll die Ermordung des Journalisten Jamal Ahmad Khashoggi in der Türkei in Auftrag gegeben haben. Der Journalist hatte seine Heimat Saudi-Arabien 2017 wegen wachsender Meinungsverschiedenheiten mit den Obrigkeiten verlassen hat, er wurde im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet. (András Szigetvari, 8.1.2010)