Es gibt viele Nachteile, die mit dem Winter einhergehen: die Kälte zum Beispiel, die kurzen Tage und die Heizungsluft. Doch wer die Dinge lieber positiv sieht, kann der kalten Jahreszeit auch ein paar schöne Aspekte abringen: die Gemütlichkeit, Wollpullover und Wintermäntel oder eben die Tatsache, dass nun wieder die Zeit für schwere Parfums anbricht. "Zitrisch-luftige Sommerdüfte wirken jetzt fast stechend in der Nase", sagt Angelina Milanov von der Wiener Parfümerie Kussmund.

Wie Parfums wirken, hängt auch von der Außentemperatur ab.
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Denn wahre Parfumliebhaber und -liebhaberinnen wissen drei grundlegende Dinge. Erstens: Wie ein Parfum wirkt, kommt auf die Außentemperatur an. Zweitens: Vieles hängt vom pH-Wert der Haut ab. Auch die Haut verändert sich in der kalten Jahreszeit, sie wird trockener. Und drittens: Unser Gehirn mag unbewusst Inhaltsstoffe, die zur Jahreszeit passen.

Wenn es draußen keine Blumen und Früchte mehr gibt, schwenkt man auf Rauchiges und Holziges um. Was also im Winter hoch im Kurs ist, sind Baumhölzer wie Zeder, Sandelholz, aber auch rauchige Aromen von Harzen wie Oud oder Weihrauch. Für Angelina Milanov gehören aber auch Gewürze wie Vanille und Zimt dazu. "In Kombination mit Vanille bekommen auch blumige Note plötzlich eine Tiefe, die im Winter als sehr angenehm empfunden wird", sagt sie. Auch Chypre-Düfte funktionierten in der kalten Zeit, erklärt sie. Chypre ist ein Fachbegriff der Parfumkunst, der Düfte aus Zitrus- und Blumenölen in Kombination mit moosig-holzigem Eichenmoos oder Moschus bezeichnet.

Für die Wintersaison

"Es sind Parfums mit einer fast sakralen, ja mystischen Anmutung", sagt Angelina Milanov und nennt den Nischenduft "Bohemian Woods" von Atelier oblique oder den Klassiker "Patchouli" von Santa Maria Novella als prototypische Beispiele. Letzterer würde viele im Sommer "erschlagen, aber im Winter eine gute Stimmung verbreiten", sagt sie über die Wandelbarkeit der Düfte und die Flexibilität des Geruchssinns.

Als Erinnerung an den Sommer lieben viele allerdings auch die Rosendüfte. Im Winter, so Milanov, sollten es aber intensive Damaszener-Rosen-Noten sein, die weniger flüchtig sind. Ein winterliches Rosenparfum hat deshalb oft auch Leder- oder Holznoten, sagt sie. Auch Amber, der einst aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnene Duftstoff, ist derzeit beliebt, weil er warm ist – und Amber würde natürlich längst, so wie Moschus, synthetisch erzeugt.

Wenig erstaunlich, dass auch Harze wie Oud, Myrrhe und Weihrauch ab der Adventszeit wieder durch die Luft wehen: Die christliche Weihnachtsgeschichte spielte sich schließlich im Orient ab. (Karin Pollack, RONDO, 2020)

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Aerin Rose Cocoa, Rose mit Zimt und Schokolade, € 189

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Louis Vuitton Ombre Nomade, Oud und Weihrauch, € 290

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Serge Lutens Le participe passé, Balsamtanne, € 120

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Atelier Oblique Bohemian Woods, blumig-erdig, € 201

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Boucheron Patchouli d’Angkor, mit Moschus, € 190

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Frederic Malle Rose & Cuir, Leder und Rose, € 165

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Jo Malone Myrrh & Tonka, plus Lavendel, € 129

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Comme des Garçons Copper, mit Vanille und Myrrhe, € 140