Johann Tschürtz will einen Weiterarbeitsauftrag.

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Mit Johann Tschürtz ist ganz gut Kirschen essen. Der FPÖ-Chef des Burgenlands ist, was man leutselig nennt. Er bramarbasiert kaum, ideologisiert selten. Ein Rhetoriker ist er freilich nicht. Oft biegt ihm die Zunge ab ins nur annähernd Gemeinte. Das ergibt so manch schöne Wortschöpfung. "Erhöhte Sitzbereitschaft", so pries er die Vorzüge der berittenen Polizei.

Als Landeshauptmann-Stellvertreter verwaltet er das neu geschaffen Ressort Sicherheit. Das klingt martialischer, als es tatsächlich ist. Aber auch er erlag anfänglich dem Zauber des Wortes. Versuchte gar, sich mit Hans Peter Doskozil anzulegen, als der noch Polizeidirektor gewesen ist.

Blaulicht-Koordinator

Mittlerweile ist dem Johann Tschürtz schon klar, dass er nicht Innenminister des Burgenlands ist, sondern – immerhin – Blaulicht-Koordinator. Sein Hauptschwerpunkt ist die Feuerwehr. Sein Herzensprojekt sind die sogenannten Sicherheitspartner. Zu deren Agenda gehören auch "Apothekenfahrten" für Alte und Kranke oder Schulwegsicherungen. Man hätte die "Sicherheitspartner" auch "Sozialstreifen" nennen können. Damit hätten wohl selbst die Grünen leben können. Aber Tschürtz ist eben FPÖ-Chef, seit immerhin 15 Jahren.

Sozialisiert wurde er in Loipersbach im Bezirk Mattersburg sozialdemokratisch. "Ich war bei der Jungen Generation." Er lernte Schlosser, nach dem Präsenzdienst ging er 1978 als Blauhelm auf den Golan, absolvierte danach die Polizeischule in Wien. Seinen Dienst versah er dann in Eisenstadt.

Von Haider begeistert

Es war Jörg Haider, der Tschürtz – wie viele andere Junge – in die FPÖ gleichsam gesaugt hat. Im heimatlichen Loipersbach rief er eine Ortsgruppe ins Leben. Gleich danach wurde er Mattersburger Bezirkschef, 1996 Landesgeschäftsführer, ein Jahr später Landtagsabgeordneter. Es war eine rasante Bergfahrt.

Aus der bald eine Berg-und-Tal-Fahrt wurde. Schwarz-Blau zerbrach an der beleidigten Eitelkeit Haiders. Tschürtz hielt die burgenländische Partei auf der Linie des Heinz-Christian Strache. 2005 zahlte man mit fast minus sieben Prozentpunkten einen hohen Preis für die blau-orangen Fisimatenten. Das verschaffte der SPÖ unter Hans Niessl eine absolute Mehrheit.

Mit Strache befreundet

Türkis-Blau scheiterte an Strache. Ihn einen Freund zu nennen, darauf ist Johann Tschürtz immer noch stolz. Ibiza hat ihn aber sicht- und hörbar irritiert. Dennoch glaubt er daran, "die 15 Prozent halten zu können". Gestärkt wurde die Zuversicht im Wahlkampffinale. "Ich war in 20, 30 Lokalen, das können ja nicht alles Freiheitliche sein."

Gelingt ihm, was er sich wünscht – "weiterarbeiten" –, wäre das ein bemerkenswerter Abschluss einer bemerkenswerten Politikkarriere. (Wolfgang Weisgram, 23.1.2020)