In Wuhan, der Stadt, in der das Virus ausgebrochen ist, gibt es regelmäßige Gesundheitschecks der Bevölkerung.

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Peking – Nach dem Ausbruch des Coronavirus sind in China die ersten ausländischen Todesopfer bestätigt worden. Wie die US-Botschaft in Peking am Samstag mitteilte, kam ein mit dem Virus infizierter 60-jähriger US-Bürger in der besonders schwer betroffenen Stadt Wuhan am 6. Februar ums Leben. Welches Geschlecht das Opfer hat, ließ die Botschaft offen.

ORF

Auch ein Japaner starb in Wuhan, wie das japanische Außenministerium mitteilte. Demnach handelte es sich um einen Mann in seinen 60ern, bei dem eine Infektion mit dem Virus vermutet wurde. Der Patient habe an einer schweren Lungenentzündung gelitten.

Wien, Niederösterreich und Kärnten

Nach wie vor gibt es in Österreich keinen bestätigten Fall einer Erkrankung durch das Coronavirus. Am Samstag gab es drei Verdachtsfälle, die getestet wurden, teilte das Gesundheitsministerium auf seiner Homepage mit. Die Fälle betrafen Wien, Niederösterreich und Kärnten.

Wie es aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund hieß, handelt es sich bei dem Wiener Fall um eine Chinesin, die vom 20. bis 29. Jänner auf Heimatbesuch in China war. In der Nacht auf Samstag kam sie mit einem Rettungswagen ins Kaiser-Franz-Josef-Spital. Sie klagte über Husten und ein komisches Gefühl in der Brust.

Ein Mann, der am Freitag von einer Thailand-Reise nach Niederösterreich zurückgekehrt war, klagt seither über Atemwegsbeschwerden und Symptome eines grippalen Infektes. Er wurde vom Krankenhaus Wiener Neustadt ins Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien überstellt, teilte der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) am Samstagabend der APA mit.

32 bestätigte Fälle in Thailand

Der Niederösterreicher soll demnach in Thailand in einem Hotel genächtigt haben, in dem sich auch chinesische Staatsbürger aus Wuhan aufgehalten haben sollen.

In Thailand gibt es bisher 32 bestätigte Coronavirus-Fälle, wie die Zeitung "Bangkok Post" (Online) am Samstag berichtete. Das ist einer der höchsten Infektionsraten außerhalb Chinas.

Ansteckung nach Durchfall

Das Virus könnte laut einer Studie chinesischer Wissenschafter auch über Fäkalien übertragbar sein. Einige Patienten in Wuhan hätten vor dem Auftreten von Fiebersymptomen und Atembeschwerden zuerst unter Durchfall und Übelkeit gelitten, heißt es in einer am Freitag im "Journal of the American Medical Association" veröffentlichten Arbeit.

Als Hauptübertragungsweg des Virus gilt weiterhin eine Tröpfcheninfektion über den Husten eines Erkrankten. Bei zehn Prozent von 138 Patienten in einen Krankenhaus in Wuhan habe der Krankheitsverlauf mit Durchfall und Übelkeit begonnen, schreiben die Wissenschafter. Die Forscher gaben an, sich bei den frühen Fällen der erstmals im Dezember in Wuhan aufgetretenen Krankheit vor allem auf Atemwegssymptome konzentriert zu haben. Dabei könnten mit dem Verdauungstrakt verbundene Symptome übersehen worden sein.

722 Tote

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen und der Toten durch das Virus stieg bis Samstag erneut kräftig an. Die Zahl der Patienten, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, kletterte innerhalb eines Tages um 3.399 auf 34.546. Das teilte die Gesundheitskommission in Peking mit.

Die neu nachgewiesenen Infektionen nahmen damit im Vergleich zum Vortag wieder zu, nachdem sie in den vergangenen zwei Tagen leicht zurückgegangen waren. Auch die Zahl der Toten legte erneut deutlich um 86 auf 722 zu. Allein die Provinz Hubei, wo das Virus ursprünglich in der Metropole Wuhan ausgebrochen war, meldete 81 neue Todesopfer. Außerhalb von Festland-China gibt es in mehr als zwei Dutzend Ländern über 270 weitere Fälle.

Neuerliche Rückholaktion für Österreicher

Für das Wochenende ist eine neuerliche Rückholaktion von Österreichern aus der chinesischen Coronavirus-Krisenprovinz Hubei geplant. Es handelt sich um sechs Personen. Die Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit Großbritannien. Die Reise führt dieses Mal von Wuhan nach Großbritannien, dann nach Berlin und schließlich nach Wien, teilte Außenamtssprecher Peter Guschelbauer am Freitag der APA mit. "Es handelt sich um einen Kärntner und seine Frau sowie um eine Frau mit drei Kindern", sagte der Ressortsprecher.

Der Abflug der Maschine sei für Sonntagfrüh (Ortszeit) in Wuhan geplant. Es könne aber natürlich zu Verschiebungen kommen. "Der Flug von Wuhan wird mit der britischen Regierung durchgeführt. Deshalb fliegt die Maschine zunächst nach Großbritannien." Weil es am geplanten Landeort aber nur beschränkte Start- und Landeslots gebe, würden die Österreicher dann mit mitreisenden Deutschen in der Folge nach Berlin-Tegel gebracht. Auch Deutschland will etwa 20 in der Krisenregion verbliebene Staatsbürger ausfliegen, die möglicherweise ebenfalls mit der britischen Maschine am Sonntag mitgenommen werden.

Die Tyrol Air Ambulance würde schließlich für die Österreicher den Transport nach Wien übernehmen. Im Außenministerium geht man davon aus, dass mit diesem Transport alle Österreicher aus der von 2019-nCoV besonders schwer betroffenen chinesischen Provinz die Region verlassen haben. Von den übrigen Flugdestinationen Chinas gebe es reguläre Flugverbindungen.

DER STANDARD

Quarantäne am Kreuzfahrtschiff

Außerhalb von Festlandchina sind in mehr als zwei Dutzend Ländern mehr als 270 Infektionen und zwei Todesfälle bestätigt. Auch in Deutschland gab es eine Meldung über einen weiteren positiven Test. Die Frau eines Infizierten hat sich demnach mit dem Coronavirus angesteckt. In Österreich hingegen gibt es weiterhin keine bestätigten Fälle. Alle bisher geprüften Verdachtsmomente haben sich nicht erhärtet.

Die Zahl der positiv auf das Coronavirus getesteten Personen an Bord eines unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im japanischen Yokohama ist um drei auf 64 gestiegen. Das teilte das japanische Gesundheitsministerium am Samstag mit. Eine Person befinde sich in einem kritischen Zustand. Neben den bisher bekannten Fällen seien zwei Amerikaner und ein Chinese positiv getestet und in Krankenhäuser gebracht worden. Die Quarantäne der "Diamond Princess" mit rund 3.700 Passagieren und Crew-Mitgliedern gilt laut japanischen Behörden vorläufig bis 19. Februar.

Die chinesische Sonderverwaltungsregion Hongkong verstärkte am Samstag ihre Bemühungen, eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Behörden verhängten eine Pflicht-Quarantäne für alle Reisenden vom chinesischen Festland. Demnach müssen Hongkonger, die aus China zurückkehren, für 14 Tage zuhause bleiben. Andere Besucher können die Zeit in Hotels absitzen. Mit Tracking-Armbändern soll demnach überprüft werden, ob die Quarantäne eingehalten wird. Wer gegen die Bestimmungen verstößt, kann zu einer sechsmonatigen Haftstrafe und einer Geldstrafe verurteilt werden. (APA, 8.2.2020)