Haftungsübernahmen, Garantien, mehr Mittel für Kurzarbeit hält die IV für nötig.

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Gesetzt den Fall, eine Corona-Epidemie bleibt in Deutschland und Österreich aus, wird Österreichs Wirtschaft nicht in eine Rezession rutschen. Davon geht zumindest die Industriellenvereinigung (IV) aus. Die Blessuren könnten dennoch deutlich ausfallen, so IV-Chefökonom Christian Helmenstein bei einem Pressetermin am Mittwoch. Sah die bisherige BIP-Prognose der IV 1,0 bis 1,25 Prozent Wachstum für 2020 vor, könnte es unter den aktuellen Vorzeichen um 0,5 Prozentpunkte geringer ausfallen. Das BIP-Plus würde auf unter ein Prozent fallen – sollte nicht gegengesteuert werden, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. Einzelne Faktoren fallen dabei unterschiedlich ins Gewicht.

Liefern nach China

So droht bei den Geschäften mit China ein Entfall von 569 Mio. Euro für die Wirtschaftsleistung (0,15 Prozent des BIP). Wobei den größten Brocken weder die Einfuhren aus China noch der Tourismus ausmachten, sondern die Frage, wann Austro-Firmen wieder voll nach China liefern können. Bei einem der wichtigsten Handelspartner Österreichs, Italien, droht laut IV ein Ausfall von 496 Mio. (0,13 Prozent des BIP). Der südliche Nachbar ist gemäß Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) mit 6,3 Prozent aller Güter- und 4,5 Prozent aller Dienstleistungsausfuhren (im Wert von rund 12,5 Mrd. Euro) drittwichtigster Handelspartner für die heimischen Exporteure. Bei den Importen aus Italien liegt die Quote bei rund sechs Prozent. Neumayer betont, wie wichtig es sei, dass der Gütertransport von und nach Italien weiterhin aufrechtbleibe.

Finanzmarkt

Bei den ausländischen Direktinvestitionen fließen von österreichischen Unternehmen zwei Prozent nach Italien, in die Gegenrichtung waren es 2018 rund 5,7 Prozent. Für Österreichs Tourismus spielen die Italiener eine vergleichsweise geringe Rolle. 2,6 Prozent aller ausländischen Nächtigungen entfallen auf italienische Touristen. IV-Ökonom Helmenstein errechnet den "schwerwiegendsten Effekt" aus dem Finanzmarkt: Für Österreich belaufe er sich auf 987 Mio. Euro oder 0,26 Prozent der Wirtschaftsleistung – durch steigende Kreditkosten und die Aufwertung des Euro.

Nun sei pragmatisches Vorgehen gefragt, um die Auswirkungen abzumildern, so die Industrievertreter. Sie fordern kein Konjunkturpaket, aber eine Reihe von Stützungsmaßnahmen,. "Haftungsübernahmen sind der beste Weg, um Betriebe zu unterstützen", so Neumayer, eine Erweiterung der angekündigten Haftungen von zehn Millionen werde wohl notwendig werden. Auch die vorgesehenen 20 Mio. Euro für Kurzarbeit würden nicht reichen, würde doch eine Reihe von Unternehmen diese derzeit ernsthaft in Erwägung ziehen.

Geht es nach der IV, sollen Betriebe, die einen Betriebsrat haben, Kurzarbeit ohne Einbindung der Sozialpartner beschließen können. Steuerstundungen und liquiditätssichernde Maßnahmen, etwa durch Haftungen des Bundes, für Bankenforderungen stehen weiters auf der Wunschliste. (rebu, gra, 10.3.2020)