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Jetzt schlägt in großen Unternehmen die Stunde der Krisenmanager.

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Die Maßnahmen gegen eine weiter steile Corona-Kurve sind auch für Mitarbeitende in Unternehmen, die nicht von Sperren betroffen sind, nicht lustig. Policies für noch mögliche Dienstreisen, für notwendige Kundenkontakte durchziehen. Back-up-Pläne detaillieren. Die Belegschaft einteilen in systemrelevante, die anwesend sein müssen, ihre Vertretungen in den Homeoffices einüben. Alles auf Distanz stellen, schnell noch technische Werkzeuge für remote-Arbeit verteilen und für alle, die noch anwesend sind, Abstand verordnen. Dienstpläne den Unterrichtssperren in Schulen und den Einschränkungen in Kindergärten laufend anpassen. In den Arbeitsstätten der Bürogeher sieht es leer aus wie auf den Straßen.

Jetzt schlägt in großen Unternehmen die Stunde der Krisenmanager. Das Prozessmanagement ist recht engmaschig, einige Firmen untersagen Mitarbeitern sogar, dass sie extern in ihre Coachingstunden gehen. Veranstaltungen sind allesamt abgesagt (auch sehr kleine), Aufträge und Projekte werden rundum gestoppt (was einer Reihe von Ein-Personen-Dienstleistern die Existenz schnell zerstört). Vor der Macht der Krisenmanager ist praktisch nichts sicher.

Vielleicht hilft das, um einen Schritt von der heißgeliebten Präsenzkultur wegzukommen ("Leistung = Anwesenheit"). Vielleicht ist das ein Crashkurs für Organisationen und ihre Führungskräfte, neue Arbeit wirklich zu ermöglichen. Vielleicht führt das aber auch zu einem anderen strukturellen Problem: Angesichts der Tatsache, dass es überwiegend Frauen sind, die in der Rolle des Kindermanagements stecken und daher Teilzeit arbeiten, ist abzusehen, dass sie es sind, die in den neu errichteten Homeoffices in Doppelrolle sitzen. Angesichts der Tatsache, dass Corona ein wirtschaftlicher Schock von noch unabsehbarem Ausmaß ist, werden es wahrscheinlich auch Frauen in Teilzeitarbeit sein, die Stellenstreichungen und Einsparungen zum Opfer fallen werden.

Krisenmanager müssen abseits des akuten Krisenmodus genau hinsehen, wohin sie eine Organisation post Corona lenken. (kbau, 16.3.2020)