Zahnarzt und Mikrobiologe Orhun Doertbudak hat für seine Mitarbeiterinnen Kurzarbeit beantragt und seine Praxis vorübergehend geschlossen.

derStandard

Seit 16. März ist die Praxis des Zahnarztes Orhun Doertbudak im neunten Wiener Bezirk mit fünf Behandlungsplätzen und acht Assistentinnen inklusive Lehrbetrieb mit allen Kassenverträgen geschlossen.

Doertbudak ist zusätzlich auch Hygieniker und Mikrobiologe. Nach zehn Jahren an der Uni-Zahnklinik und einer Professur in der Schweiz hat er seine Praxis seit 2005 sukzessive auf- und ausgebaut, seither insgesamt 14.000 Patienten behandelt – 30 bis 40 pro Tag zuletzt, in den Nachtdiensten mehr.

Warum die Sperre der Ordination? Er wolle nicht "an der Grenze zur Fahrlässigkeit" behandeln, erklärt Doertbudak. Schon in den ersten Märzwochen sei via Dentalhandel kaum noch angemessene Schutzausrüstung erhältlich gewesen, nicht ausreichend Masken, nicht die Qualität der benötigten Einweghandschuhe. "Ich konnte nicht gewährleisten, dass Patienten und Personal geschützt sind." OP-Mäntel, Gesichtsschutz mit Plexiglas – alles war ausgegangen, berichtet er in der letzten Märzwoche.

"Es sind aber auch sehr früh die Patienten vorsichtig geworden. Im Nachtdienst am 12. März hatten wir statt wie üblich 40 bis 50 Patienten nur noch zwölf. Wer konnte, ist zu Hause geblieben." Corona war schon angekommen.

Mitarbeiterinnen seien erleichtert

Und wie geht es dem Unternehmer, der Lehrentgelt, sämtliche Gehälter und die Miete weiterhin zahlt? Es gehe sich in einem gesunden Unternehmen aus, so Doertbudak. "Ich erhalte weder Yachten noch Dachterrassen, wer nicht auf zu großem Fuß lebt, wird hoffentlich drüberkommen", sagt der Zahnarzt, der nebenbei leidenschaftlicher Koch ist. Für die Mitarbeiterinnen (derzeit sind nur Frauen im Team) hat er Kurzarbeit beantragt. Er sieht das als maximal mögliche Unterstützung des Staates, "ich beschwere mich nicht". Die Mitarbeiterinnen seien "erleichtert" gewesen über den Entschluss zu sperren, berichtet er. "Ich habe Mütter mit kleinen Kindern."

Wie geht es in den nächsten Tagen weiter? Derzeit würden alle aktuellen Patienten an- oder zurückgerufen, je nach Beschwerdelage beraten und in Spitalskliniken ("dort gibt es ja Schutzausrüstung") vermittelt. Akute Anfragen gebe es derzeit nur wenige.

Nach Ostern werde ein Betrieb für Notfälle hoffentlich möglich sein, erwartet Doertbudak in puncto schützendes Equipment. Geplant hat er das jedenfalls, auch wenn, wie er berichtet, "derzeit Wucherpreise" verlangt würden. Was vor Corona im Stückpreis bei 60 Cent gelegen sei, koste aktuell vier Euro und 50 Cent, beschreibt er die Dimensionen. Denkt er an Aufhören? "Nein! Ich bin in meinem Beruf wirklich in meinem Element." (Karin Bauer 8.4.2020)