Die Weltraumsonde BepiColombo ist Freitagfrüh zum letzten Mal an der Erde vorbeigeflogen und setzt nun ihren Weg zum eigentlichen Ziel, dem Merkur, fort. Solche Swingby-Manöver an Planeten dienen dazu, Kurs und Geschwindigkeit von Sonden zu steuern. Nach acht weiteren Begegnungen dieser Art, davon zwei mit der Venus und dann sechs mit Merkur selbst, soll BepiColombo Ende 2025 die angestrebte Umlaufbahn um ihren Zielplaneten erreichen.

Letzte Annäherung an die Erde: Am Freitag schaute Bepicolombo noch einmal vorbei.
Illustration: ESA/ATG medialab

Kontrollzentrum auf Sparflamme

Gesteuert wird die Mission vom Raumflugkontrollzentrum (Esoc) der europäischen Weltraumorganisation Esa in Darmstadt aus – allerdings aufgrund der Corona-Krise derzeit mit einer deutlich verringerten Belegschaft. Dort überwachten nach Angaben des stellvertretenden Esoc-Leiters Paolo Ferri zwischen zwei und vier Mitarbeiter die Sonde. Normalerweise hätte ein gutes Dutzend den Vorbeiflug im Zentrum kontrolliert.

Die im Oktober 2018 gestartete Sonde, ein Kooperationsprojekt der Esa mit der japanischen Weltraumbehörde Jaxa, ist die erste europäische Mission zum sonnennächsten Planeten. Sie transportiert zwei getrennte Orbiter, die nach dem Erreichen der geplanten Umlaufbahnen das Magnetfeld und die Oberfläche des Planeten untersuchen und auch Daten über Sonnenwinde sammeln sollen. Mit an Bord sind auch drei Messgeräte, an denen das Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) federführend beteiligt ist.

Der letzte Schnappschuss von der Erde.
Foto: ESA/BepiColombo

34 Minuten im Erdschatten

BepiColombo näherte sich um 6.25 Uhr bis auf weniger als 12.700 Kilometer der Erde. Anschließend folgte der kritischste Teil des Manövers: Mehr als eine halbe Stunde flog BepiColombo im Erdschatten und war somit ausschließlich auf seine Batterien angewiesen. "Die Raumsonde durchflog den Schatten unseres Heimatplaneten und wurde zum ersten Mal seit ihrem Start nicht mit direktem Sonnenlicht versorgt", sagte Elsa Montagnon, Leiterin des BepiColombo-Flugkontrollteams.

Kurz vor der größten Annäherung nahm die Raumsonde noch ihre letzten Bilder vom Heimatplaneten auf. "Die Fotos zeigen die Erde im Weltall – zu einer der herausforderndsten Zeiten der jüngeren Menschheitsgeschichte", erklärte die Esa.

Dritter Merkurbesucher

Bisher haben nur zwei US-Sonden den sonnennächsten Planeten erkundet: Mariner 10 in den 1970er-Jahren und die Sonde Messenger, die 2011 in eine Umlaufbahn um den Planeten eintrat. Namensgeber der aktuellen Mission ist der italienische Mathematiker Bepi Colombo (1920-1984). Er hatte die Grundlagen für eine Flugbahn zum Merkur berechnet.

Esa-Chef Wörner bezifferte die Gesamtkosten der Mission inklusive Entwicklung und Betrieb mit rund zwei Milliarden Euro. Davon trägt die Esa 1,5 Milliarden Euro. (red, APA, 10.4.2020)