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Die Weltwirtschaft wurde in einen Tiefschlaf versetzt. Das schlägt sich auch auf die Nachfrage nach Öl nieder. Der Preis bleibt niedrig.

Foto: AP / Eric Gay

Die am Osterwochenende ausverhandelte Einigung auf eine Reduzierung der Ölförderung im Mai und Juni durch die Opec+-Länder um 9,7 Millionen Barrel pro Tag (das entspricht einem Rückgang von rund zehn Prozent der Menge) hat dem Ölpreis keinen wirklichen Auftrieb verschafft. Zu der politischen Komponente – der Streit zwischen Russland und Saudi-Arabien, der den Ölpreis auf Talfahrt geschickt hat – gesellt sich mittlerweile der weltweite Nachfrageschock durch die Corona-Pandemie. Das hält den Preis des schwarzen Goldes niedrig.

Derzeit kostet ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent rund 31,63 Dollar, das sind um 0,3 Prozent weniger als zuletzt, leichtes US-Öl verbilligt sich um 0,9 Prozent auf 22,20 Dollar. Die Höhe des Ölpreises hat für die exportierenden Länder einen hohen Stellenwert. Saudi-Arabien etwa kann Öl recht billig fördern, "braucht aber einen Preis von 80 Dollar je Barrel, um den Staatshaushalt ausgeglichen zu halten", sagt Alexander Weiss, Commodities-Specialist der Erste Asset Management. Russland gelingt das mit einem Ölpreis von 40 Dollar. Das erklärt die unterschiedlichen Positionen beider Länder in der ursprünglichen Förderkürzungsdebatte.

Nachfragerückgang lastet auf Ölpreis

Rohstoffexperte Weiss geht davon aus, dass rund 80 Prozent der Ölpreiseinwicklung auf den weltweiten Nachfragerückgang zurückzuführen sind. "Rund zwei Drittel des Ölbedarfs fließen in den Bereich Transport", sagt Weiss. Mit auf dem Boden stehenden Flugzeugen und weit weniger Pkw-Verkehr wegen Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen sinkt der Bedarf. An Tankstellen in den USA ist die Nachfrage nach Benzin auf das Niveau der 1970er-Jahre gefallen.

Eine Einschätzung bezüglich einer Erholung des Ölpreises ist derzeit genau so schwierig wie die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie vorherzusagen. Doch beide Bereiche bedingen einander. "Erholt sich die Wirtschaft im dritten Quartal, zieht der Ölpreis auch wieder rasch an", sagt Weiss. Dann werde man eine V-förmige Erholung sehen. Nach dem raschen Abstieg des Ölpreises könnte ein rascher Anstieg folgen.

Gold mit neuem Rekord

Der Goldpreis hat sich zuletzt hingegen erholt. Der Preis für das Edelmetall war mit den abstürzenden Börsen im März ebenfalls unter Druck geraten. Auf der Suche nach Cash haben Anleger damals selbst Gold verkauft. "In riskanten Märkten gewinnt Gold als sicherer Hafen", sagt Weiss. Diese Prämisse zeigt jetzt wieder ihre Gültigkeit. In London wurde eine Feinunze Gold zuletzt mit 1.719,81 US-Dollar gehandelt, nachdem sie am Vortag zuletzt 1.713,00 Dollar gekostet hatte. In der Spitze war das Edelmetall bis auf 1.727,46 Dollar gestiegen und hatte damit den höchsten Stand seit 2012 erreicht. In Euro gerechnet stieg der Goldpreis bis auf 1.580,09 Euro und stand damit zwischenzeitlich so hoch wie noch nie. (Bettina Pfluger, 14.4.2020)