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Gute Performance auf Video ist wohl eine Art der zeitgemäßen Medienkompetenz.

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Video ist gegenwärtig das "big thing". Das klingt irgendwie retro, ist aber so. Nicht nur, dass wir kurzfristig jammern, wie mühsam und zäh Meetings und Absprachen via Video sind. Unternehmen stellen aktuell großflächig auf Videobewerbung um, wie aktuelle Umfragen zeigen. Das bedeutet, dass Recruiting jetzt rasch in die virtuellen Gänge kommt. Algorithmen sieben, Video entscheidet. Vielleicht nicht für die ganz mächtigen Positionen irgendwelcher Rainmaker. Aber für uns "Masse" können Firmen nach dieser Lernkurve bald das meiste auf dauerhaft remote und damit kostengünstiger umstellen.

Wie das zum vielbeschworenen "cultural fit", der ja viel wichtiger sei als die fachlichen Skills, passen soll, mag unbeantwortet bleiben. Welche Persönlichkeitsaspekte auf Video zu sehen sind, ist auch eine eigene Geschichte. Tatsache bleibt aber, dass Recruiter-Jobs sich ebenso verändern wie Bewerbungen. Warum sollte auf analog rückgebaut werden, wo doch Investments drin stecken und es alles recht praktisch anmutet?

Im Klartext: Video muss man können, wenn man irgendwo landen möchte. Das ist nicht ganz fair. Denn am Screen punktet, wer dem goldenen Schnitt im Gesicht möglichst nahekommt. Am Screen gewinnt, wer keine Angst hat, in eine Kamera zu reden und sich solcherart darzustellen. Das kann eine eigene Kunst der Performance, oder – manchmal – ein angeborenes Talent sein. Mit der Kompetenz für eine Position hat das zunächst nichts zu tun. #Influencerstyle.

Gute Performance auf Video ist wohl eine Art der zeitgemäßen Medienkompetenz. Dass Auswahlverfahren, Bewerbungswettbewerbe so objektiviert werden, darf zumindest in Zweifel gestellt werden. (Karin Bauer, 22.4.2020)