Curiosity schoss am 26. Februar (am 2.687. Marstag seiner Mission) ein Selfie.
Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS

Die Sars-CoV-2-Pandemie hat viele Werktätige von ihren Arbeitsplätzen vertrieben und zur Heimarbeit gezwungen. In Jogginghosen und zwischen Kindern und Haustieren halbwegs konzentriert sein berufliches Tagewerk verrichten – was zuvor vermeintlich unmöglich schien, ist mittlerweile bereits mehr oder weniger zur Gewohnheit geworden. Den Wechsel zur Homeoffice haben dabei auch Branchen vollzogen, von denen man das eigentlich nicht erwarten würde: Dazu zählt auch jenes Team am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa in La Cañada Flintridge, Kalifornien, das für den Marsrover Curiosity verantwortlich ist.

Verbunden bleiben

Am 20. März befand sich zum ersten Mal seit Beginn der Curiosity-Mission keiner der Mitarbeiter in den JPL-Büros. Fernarbeit ist dem Team ja grundsätzlich nicht fremd, immerhin steuert es die Bewegungen des Fahrzeugs aus einer Entfernung von fast 200 Millionen Kilometern. Damit das auch weitgehend ohne die Hightech-Ausstattung am JPL gelingt, mussten die Wissenschafter umdisponieren: Monitore, Headsets und andere Geräte wurden ausgeteilt und regelmäßige Videokonferenzen und Chat-Apps eingerichtet, um zwischen allen Mitarbeitern Kontakt halten zu können – im Grunde geschah also zunächst nichts anderes, als auch viele von uns erlebt haben.

Mitglieder des Curiosity-Team bei ihrer Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus.
Foto: NASA/JPL-Caltech

"Wir sind normalerweise alle in einem Raum und teilen Bildschirme, Aufnahmen und Daten", erklärt die Teamleiterin und Astrophysikerin Alicia Allbaugh. "Die Leute tauschen sich in kleinen Gruppen miteinander aus." Der Versuch, dies virtuell zu replizieren – und sicherzustellen, dass alle zeitgleich auf die selben Informationen zugreifen können – hat allerdings einige Zeit in Anspruch genommen. Auch die tägliche Manöverplanung hat sich dadurch um ein bis zwei Stunden verlängert. Inzwischen klappen die Abläufe aber wie gewohnt.

Lowtech als Ersatz

Außerdem mussten sich die Forscher darauf einstellen, ohne ihre speziellen 3D-Brillen auszukommen, mit denen sie normalerweise Bilder vom Mars analysieren. Diese Geräte, die kommerziellen VR-Headsets gleichen, benötigen leistungsstarke Computer, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Statt dessen verwenden sie nun deutlich einfachere rot-blaue Linsenbrillen für diese Aufgabe. Die Brillen sind zwar weniger fortschrittlich und komfortabel als die Virtual-Reality-Headsets am JPL, aber sie ermöglichen es dem Team ebenso, Routen und Bewegungen des Curiosity-Greifarms zu planen.

In "Edinburgh" unternahm Curiosity seine jüngste Felsbohrung.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Felsbohrung von zuhause aus

Auf diese Weise wurden beispielsweise am 20. März Anweisungen für Felsbohrungen an Curiosity übermittelt. Die Aktion konnte dann einige Tage später an einem "Edinburgh" getauften Areal erfolgreich durchgeführt werden. Vor dem Senden der Befehle wurden freilich mehrere Tests und ein vollständiger Übungslauf durchgeführt.

Den Wissenschaftern gelingt es fast acht Jahre nach der Landung von Curiosity mit diesen improvisierten Methoden auch weiterhin, die wohlbekannten atemberaubenden Bilder von der Marsoberfläche einzufangen und faszinierende Daten zu sammeln. "Das ist klassisches Nasa-Vorgehen", sagt Carrie Bridge, wissenschaftliche Leiterin des Teams. "Wir haben ein Problem und müssen herausfinden, wie wir es lösen können, damit alles wie gewohnt funktioniert. Immerhin steht der Mars nicht still für uns." (tberg, 21.4.2020)