Walter Lübcke wurde im Juni 2019 erschossen, gegen den mutmaßlichen Mörder wurde nun Anklage erhoben.

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Kassel – Im Mordfall um den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat der deutsche Generalbundesanwalt Anklage gegen den Hauptverdächtigen Stephan E. und dessen mutmaßlichen Unterstützer Markus H. erhoben. Der Prozess soll am Oberlandesgericht Frankfurt stattfinden.

Auch versuchter Mord an einem irakischen Flüchtling wird E. zur Last gelegt. Zusätzlich muss er sich wegen Verstößen gegen das Waffen- und das Kriegswaffenkontrollgesetz verantworten. Bei dem einschlägig vorbestraften Rechtsextremisten waren zahlreiche Schusswaffen sowie rund 1.400 Schuss Munition gefunden worden.

Mord im Juni 2019

Der CDU-Politiker Lübcke war im vergangenen Juni vor seinem Haus erschossen worden. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. E. gestand die Tat zunächst, widerrief sein Geständnis aber nach wenigen Tagen wieder.

Markus H. ist wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Der 44-Jährige soll E. den Kontakt zu einem Waffenhändler vermittelt und seinen Bekannten unter anderem durch gemeinsame Schießübungen in dessen Vorhaben bestärkt haben. Er sei zwar nicht in die konkreten Anschlagspläne eingeweiht gewesen, habe es aber spätestens ab Juli 2016 für möglich gehalten, "dass Stephan E. aus seiner rechtsextremistischen Weltanschauung heraus einen politischen Entscheidungsträger töten würde", erklärte die Bundesanwaltschaft.

E. beschuldigt H. inzwischen, in der Tatnacht mit bei Lübcke gewesen zu sein. H. sei es auch gewesen, der den tödlichen Schuss abgegeben habe – aus Versehen. Die Ermittler glauben das nicht. Sie sind überzeugt, dass E. allein bei Lübcke war.

Versuchter Mord

Im Jänner 2016 soll E. einen Asylsuchenden aus dem Irak in Lohfelden bei Kassel mit einem Messer attackiert haben. Das 22-jährige Opfer erlitt schwere Verletzungen, der Täter konnte unerkannt auf einem Fahrrad flüchten. Laut einem Bericht des "Spiegel" soll E. zudem vor rund zehn Jahren die Kasseler Synagoge ausgespäht haben. (red, 29.4.2020)