Die sogenannte Schwungnutzautomatik im VW Golf III Diesel, Modelljahrgang 1994, nahm das Segeln bei Hybridfahrzeugen vorweg.

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Die Liste der fortschrittlichen Fahrzeugkonzepte mit dem Ziel Umweltschonung, die bald wieder von der Bildfläche verschwanden, ist lang.

Aber auch in herkömmlichen Fahrzeugen verpufften etliche grandiose Ideen, noch bevor sie sich größerer Verbreitung erfreuen konnten: zum Beispiel die sogenannte Schwungnutzautomatik im VW Golf III Diesel, Modelljahrgang 1994, die das Segeln bei Hybridfahrzeugen vorwegnahm. An diesem Beispiel kann man ganz gut ablesen, warum sich eine aufrichtig gute Idee oft nicht durchsetzt, weil die Rahmenbedingungen (noch) nicht passen.

Im Grunde handelte es sich um eine Start-Stopp-Automatik, die auch während der Fahrt aktiv war. Das heißt, immer wenn man vom Gas ging, schaltete sich der Motor ab, auch bei hohen Geschwindigkeiten. Das vermittelte schon mal ein mulmiges Gefühl, weil man Angst hatte, der Motor würde nie mehr anspringen.

Keine rechte Freude

Die Technik dahinter war ganz schön aufwendig. Sämtliche Hydraulikfunktionen (Bremsen, Lenkung, Wasserpumpe) mussten für die Phase des motorlosen Betriebs mit Elektropumpen unterstützt werden, eine zweite Batterie war zur Absicherung der Energieversorgung notwendig. Ein halbautomatisches Getriebe ohne Kupplung, aber mit Schalthebel, war auch noch gewöhnungsbedürftig. Alles, was heute digital abläuft, musste analog gesteuert werden.

Die Techniker hatten ihren Mienen in den Youtube-Erklärvideos zufolge wohl selbst keine rechte Freude mit dem Ergebnis. Die Kundschaft griff doch lieber zum ebenfalls sparsamen, aber kräftigeren TDI. (Rudolf Skarics, 05.07.2020)