... und dennoch müssen die Moderatoren des STANDARD-Forums hin- und wieder eingreifen. Der Titel "Ruhig einmal die Goschn halten" bezieht sich übrigens auf einen Kommentar unter Sims Kolumne. Aber lesen Sie weiter unten selbst!

Foto: derSTANDARD

Sie protestieren gegen autoritäre Regime, befeuern Revolutionen, kreieren bezaubernde Choreografien, schreiben sexistische Transparente, herzzerreißend liebe und unterirdische Kommentare: die Ultras. Also, es sind nicht immer die gleichen. Die mit den Protesten, Choreografien und Transparenten sind meist Fußballfans, die mit den Kommentaren die Posterinnen und Poster des STANDARD-Forums. Wie die Ultras von Rapid sind die STANDARD-Poster eine kleine Gruppe der Konsumenten, der Fans beziehungsweise der Leserinnen und Leser, die vieles teilen. Sie sind oft die treuesten und fanatischsten Anhänger ihres Teams und prägen das Bild in der Öffentlichkeit, ohne sie sind die Mannschaften kaum vorstellbar. Obwohl sie meistens weder kicken noch schreiben können, sind sie mächtig und üben starken Einfluss auf die Teams und deren Management aus.

Eigentümer, Geschäftsführer, Chefredaktionen und Angestellte müssen die Befindlichkeiten ihrer Ultras bei Entscheidungen stets mitbedenken, auch als Einnahmequelle. Wer die Ultras kritisiert, entschiedet in der Organisation bald nichts mehr. Interne müssen Auswürfe der Ultras deshalb als demokratische Errungenschaft und Meinungsfreiheit verteidigen.

Ich bin ein Gastspieler des STANDARD, habe mit diesem letzten Teil der Kolumne meinen Vertrag erfüllt und habe deshalb – bis auf eine lebenslange Ächtung à la Andreas Ivanschitz – nichts zu befürchten. Ich schreibe ihnen deshalb diesen offenen Brief:

Liebe STANDARD-Ultras!

Vielen Dank. Wie die Ultras von Rapid habt ihr mir viele schöne Momente geschenkt. Wenn ihr schreibt, wie herzlich, lebensnah und lustig meine Vater-Kind-Kolumnen sind, freue ich mich sehr. Wenn ihr euch verstanden fühlt, an die erste Zeit mit euren Kindern zurückdenkt und Geschichten mit mir teilt, dann hatte diese Kolumne sogar einen Sinn – obwohl das nie der Plan war. Wenn ihr meiner Tochter zu ihrem Papa gratuliert, lächelt mein Herz wie bei einer Rapid-Champions-League-Choreo im ausverkauften Praterstadion.

Wenn ihr meine Erziehungsmethoden, mein Geltungsbedürfnis ohne jegliche Kompetenz oder meinen erzwungen lustigen Schreibstil kritisiert, dann kann ich das gut nachvollziehen. Wenn ihr aber fleißige und kompetente Kolleginnen und Kollegen des STANDARD in hunderten Posts zerreißt, wenn sie einmal ein "Euro" hinter einer Zahl vergessen, wenn ihr Kinder ins Heim oder Mütter in Anstalten stecken wollt, wenn ihr mit einem Text nicht einverstanden seid, wenn ihr sexistische und rassistische Posts so umformuliert, dass sie gerade noch durch die STANDARD-Kontrollen rutschen, wenn ihr meint, meine Tochter wird mich sicher einmal hassen, und wenn ihr unter wirklich jedem Artikel von oder über Stefanie Sargnagel schreiben müsst, dass ihr sie nicht kennt und nicht mögt, dann mag ich euch nicht.

Ich weiß, ihr seid keine homogene Gruppe. Während viele von euch um ihren guten Ruf kämpfen und rote Stricherln – die für manche die Welt bedeuten – an schwarze Schafe verteilen, schaffen es andere in einer halben Stunde, unter 20 verschiedenen Artikeln respektloses Zeug hinzurotzen. (Empfehlung: Klicken Sie einmal auf die Profile der Poster. Man bekommt schnell ein Gefühl für die Leute.) Doch wie bei den Ultras von Rapid: Der Mensch, der den schönen Glitzer der letzten Choreografie geplant hat, bekommt weniger Aufmerksamkeit als der Dichter des sexistischen Transparents.

Gelesen habe ich jeden Kommentar, mir oft überlegt, ob ich mich gegen unterirdische Angriffe wehren soll. Ich habe mich dagegen entschieden. Erstens, weil viele von euch die dümmsten Posts selbst kritisieren (danke!) und zweitens, weil das sehr viel (unbezahlte) Arbeit gewesen wäre. Diesmal mache ich mit! Liebes STANDARD-Team, gebt mir so einen User mit Farbe! Liebes STANDARD-Forum, danke für die großteils wunderbaren Kommentare, es hat mich sehr gefreut.

Liebe Grüße,

Peter Sim


1.

Sie glauben, in 15 Jahren liest noch jemand meine Kolumnen?

2.

Das ist einfach: Geldgier.

3.

Wann hat das aufgehört, spannend zu sein?

4.

What ad1622 says, Dude. (siehe unten)

5.

"Meine Frau hat den Job gemacht, deswegen jammer ich nicht." Sie Held!

6.

Stimmt! Und vielen Dank für "schriftstellerisch".

7.

Creepy!

8.

Gusch!
PS: Das mit den Hell's Angels war der beste Schmäh aller zehn Teile.

9.

So geht's mir mit Ihrem Post :)

10.

Nicht offensichtlich, Sie meinen: dem Anschein nach, vermutlich, wahrscheinlich, wie es scheint, wohl, augenscheinlich, mutmaßlich. Diesen Teil habe ich vier Tage vor Abgabetermin abgegeben.

11.

Nicht viel.

12.

Das ist einfach nur gemein, da fällt mir nichts ein. Sie sind gemein.

13.

Sie haben recht, hier fehlt die Kennzeichnung: Hyperbel aus der Klasse der Tropen. https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperbel_(Sprache)

14.

Weil ich einen Artikel schreiben musste und nichts zu schreiben hatte.

15.

Es war schon der vierte!
Wichtig ist mir noch, dass Sie von mir wissen: "Harry Potter", alle Teile gelesen, unlesbar, not my cup of tea.
Peter Sim ist Leiter der Abteilung Datenjournalismus bei "Dossier". Die Ergebnisse seiner bisher längsten Recherche, der an seiner Tochter, gibt es online im STANDARD, sein Karenztagebuch auf
Twitter.
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