Diese Rekonstruktion der Römervilla in Weyregg am Attersee wäre ohne Georadar und Geomagnetik nicht möglich gewesen.

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Von einem Haus am See träumte man schon in der Antike. Vor etwa 1800 Jahren konnte sich eine wohlhabende Familie diesen Traum in Oberösterreich erfüllen, inklusive Veranda mit Seeblick, Wandmalereien, Fußbodenheizung und einer 31 Meter langen Wandelhalle mit Mosaikdekor.

Davon zeugt die aktuelle Grabung in Weyregg am Attersee, das für seine römische Villa bekannt ist. Seit 1767 stößt man hier auf Überreste des luxuriösen Gebäudekomplexes.

Die Vermessung des Untergrunds mit geophysikalischen Methoden ermöglicht großflächige archäologische Untersuchungen ohne Ausgrabungen. Das Bild zeigt Messungen im Rahmen eines früheren Projekts bei Stonehenge
Foto: Geert Verhoeven

Beeindruckend sind vor allem die 16 verschiedenen Mosaikböden: Besonders jener, der mit schwarz-weißem geometrischem Muster die lange Wandelhalle zierte, ist in sehr gutem Zustand. "Ein sensationeller Befund", sagt Klaus Löcker von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), einer Forschungseinrichtung des Wissenschaftsministeriums.

In den vergangenen Jahren hat er verschiedene Areale untersucht, unter denen sich dieser römische Landsitz inklusive Badehaus und Lagerbauten erstreckt. "Die Vielzahl und das Aussehen der Mosaike deuten darauf hin, dass ein hoher Beamter aus Salzburg, dem damaligen Iuvavum, die Villa bauen ließ und die Sommer dort verbracht hat."

Physikalische Bodenmessungen

Die ZAMG hat einen starken archäologischen Fokus: Landesmuseen, aber auch Heimatvereine und Privatpersonen mieten das Fachpersonal für physikalische Bodenmessungen. Durch diese können versteckte Strukturen in der Erde zerstörungsfrei aufgespürt werden.

"Üblicherweise beginnen wir mit der Magnetik, die das Erdmagnetfeld misst und Abweichungen aufzeichnet", sagt Löcker. Diese deuten auf Gruben oder Pfosten hin, aber auch auf Anlagen, die mit Hitze in Verbindung standen, etwa Öfen. Magnetische Materialien wie Eisen sind besonders gut erkennbar.

Geeigneter Bodenradar

"Für die römische Archäologie, von der oft Mauern verblieben sind, eignet sich besonders das Bodenradar. Hier wird elektromagnetische Energie in den Boden geschickt und von Oberflächen wie Steinen reflektiert. Dadurch erhalten wir 3D-Informationen, an welcher Stelle und wie tief etwas liegt." Für Georadar und Geomagnetik sind Antennen bzw. Sensoren notwendig; sie werden bei großflächigen Messungen auf dem Anhänger eines Quads, also eines kleineren vierrädrigen Geländefahrzeugs, über die Fläche gezogen.

"Unsere Idee der Landschaftsarchäologie ist, ein ganzes Gebiet flächendeckend zu untersuchen und zu verstehen, statt nur durch punktuelle Fundstellen etwas für den gesamten Bereich zu extrapolieren", sagt Löcker. "Das geht am besten mit motorisierten Systemen." In Weyregg konnte so das Ausmaß der Römervilla, die unter Denkmalschutz steht, erfasst und ein Modell angefertigt werden.

Sensationsfund

Die geophysikalischen Verfahren wurden unter Löckers Leitung auch in Carnuntum und bei Stonehenge eingesetzt. Hier handelte es sich nicht um Auftragsarbeiten, sondern um Forschungsprojekte, die mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für archäologische Prospektion und virtuelle Archäologie durchgeführt werden. Der jüngste Sensationsfund kommt aus der Steinzeit.

Im Rahmen des "Stonehenge Hidden Landscapes Project" forschten Löcker und sein Team mit britischen Kollegen: "Wir haben bis etwa 2015 einen Bereich von mehreren Quadratkilometern rund um Stonehenge vermessen. Hier gibt es auch das Monument des Superhenge von Durrington Walls mit seiner prähistorischen Siedlung: Wir stellten fest, dass das Kreisgebilde nicht aus Steinen bestand, sondern aus mehreren hundert im Boden fixierten Holzpfählen. Außerdem haben wir bei weiteren Messungen südlich davon eine Reihe von Gruben im Boden entdeckt, die einen Bogen bildeten."

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Die Schächte mit einem Durchmesser von zehn Metern interpretierte man zunächst als Taubecken, mit denen Tau- und Regenwasser gesammelt wurde. Ein weiteres Puzzleteil kam später ins Spiel, als es im Zuge einer militärischen Anlagenerweiterung zusätzliche archäologische Untersuchungen gab: "Auch weiter im Norden wurden solche Gruben in gleicher Größe gefunden. Wir mussten nur noch eins und eins zusammenzählen – denn all diese Schächte bilden mit 50 bis 60 Metern Abstand voneinander einen konzentrischen Kreis um das Superhenge-Monument."

Beeindruckende Dimensionen

Eingeschlossen sind auch die Woodhenge-Struktur und das Grubenbauwerk bei Larkhill. Löcker ist vom Ausmaß des Schachtkreises fasziniert: Der Gesamtdurchmesser beträgt 2,2 Kilometer. "Das ist eine Dimension, die wir uns nicht vorstellen konnten. Die Logistik und die Organisation, die dahinterstecken, sind beeindruckend." Und sie werfen Fragen auf: Was war der Zweck dieser Begrenzung? Und wie wurden die Abstände der Schächte zur inneren Anlage vor 4500 Jahren vermessen?

Bei der ZAMG arbeitet man derweil an neuen Messmethoden. Vor allem fahrerlose, also autonome Messsysteme werden in Betracht gezogen. "Wir sind aber noch in einer sehr frühen Forschungs- und Entwicklungsphase", sagt Löcker. Mit den aktuellen Geräten für große Flächen komme man gut zurecht. Bis zu zehn Hektar pro Tag sind per Magnetik messbar, mit dem aufwendigeren Bodenradar etwa die Hälfte.

Drohnen seien ein schwieriges Thema. Für das Georadar ist direkter Bodenkontakt notwendig, sonst kann nur eine geringe Tiefe analysiert werden. "Mit der Methode der Magnetik gibt es schon Systeme für den militärischen Bereich, die allerdings Grenzen haben. Angesichts der bisherigen Tests sind wir skeptisch, ob sie in der Archäologie zum Einsatz kommen werden. Drohnen verwenden wir ausschließlich mit Kameras oder Laserscannern." So kann etwa die Oberfläche eines Waldgebiets digitalisiert und virtuell "entwaldet" werden, um archäologische Strukturen zu zeigen. (Julia Sica, 20.7.2020)