Kundgebung von Exil-Tschetschenen vor russischer Botschaft in Wien.

Foto: APA/HANS PUNZ
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Wien/Grosny – Die Schwester des in Gerasdorf bei Wien ermordeten tschetschenischen Exil-Bloggers Mamichan U. alias Martin B. fordert in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Profil" ein konsequenteres Vorgehen gegen in Österreich lebende "Agenten" der tschetschenischen Regierung. "Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass jemand in Österreich wegen seiner Meinung getötet wird", so Meli M., die laut Profil seit 2013 in Wien lebt.

Hinweise möglicherweise nicht ernstgenommen

"Es kann nicht sein, dass (der tschetschenische Regionalpräsident Ramsan) Kadyrow in Europa Agenten hat, die hier offiziell als Flüchtlinge leben, tatsächlich aber als Spione arbeiten", so die Schwester des Bloggers. Sie spricht sich demnach für eine Abschiebung solcher Spione aus. "Diese Spione arbeiten sehr professionell. Die Polizei muss deshalb doppelt so professionell arbeiten." Gleichzeitig beklagt M., dass Hinweise ihres Bruders möglicherweise nicht ernst genommen wurden: "Er hat schon lange für den Verfassungsschutz gearbeitet. Er informierte die Behörden, aber die Hinweise wurden vielleicht nicht ernst genug genommen."

Mamichan U., der sich in Martin B. umbenannt hatte und als "Ansor aus Wien" aufgetreten war, war am 4. Juli in Gerasdorf von mehreren Kugeln getroffen worden. Die Todesursache war laut Obduktion ein Kopfschuss. (APA, 18.7.2020)