Bild nicht mehr verfügbar.

Formelle Verbindungen zwischen Ebcon und Wirecard gibt es zwar keine, dennoch wurde der Termin im Innenministerium mit "Wirecard" verschlagwortet.

Foto: REUTERS / Andreas Gebert

Wien/Aschheim – Jene deutsche Wirecard-Partnerfirma, die sich der einstigen türkis-blauen Regierung mit einer "Refugee Card" andienen wollte, bewarb auch weitere Produkte in Österreich. Laut der Website von Ebcon ("Europäische Verbraucherberatung") gab es Präsentationen einer "Personal-App" vor Wirtschaftskammer und Wirtschaftsbund. Das Sozialministerium sollte für eine "Notfall- und PatientenApp" erwärmt werden.

Aufgekommen war das Gerücht um die "Refugee Card" rund um den Nationalen Sicherheitsrat am Dienstag. Dort hatte eigentlich die ÖVP das Thema Wirecard aufs Tapet bringen wollen. Dennoch erschienen mehrere Vertreter inklusive Bundeskanzler Sebastian Kurz – laut dessen Büro aus gesundheitlichen Gründen – nicht zur Sitzung, was Empörung bei der Opposition und den Abbruch der Veranstaltung zur Folge hatte.

Kanzleramt zeigte angeblich kein Interesse

Nicht angesprochen werden konnte im Sicherheitsrat daher das mittlerweile bestätigte Gerücht, dass im damals freiheitlichen Innenministerium unter Herbert Kickl eine Refugee-App mit der Firma Ebcon, einem Partner von Wirecard, vorgestellt wurde. Diese sollte als eine Art Bankomatkarte funktionieren, um Schwierigkeiten bei der Bankkonto-Eröffnung zu umgehen, und andererseits Überweisungen in das jeweilige Ursprungsland der Flüchtlinge zu verhindern.

Zuerst vorgestellt hatte sich die Firma im Kanzleramt, wie der STANDARD am Donnerstag berichtete. Auf der Website des Unternehmens findet sich eine "Einladung zum Experten-Hearing" am 19. Februar 2018. Aus dem Kanzleramt hieß es zur APA, man habe kein Interesse gezeigt und auf das Innenministerium verwiesen. Laut Ebcon fand die Präsentation dort am 3. Juli 2018 statt – samt "hochrangigen Vertretern aller relevanten Fachabteilungen der österreichischen Ministerien".

Weiterer Ministeriumstermin

Aber auch mit weiteren Terminen in Österreich brüstet sich das deutsche Unternehmen. Eine "Notfall- und PatientenApp" stellte man angeblich am 22. Mai 2018 dem österreichischen Gesundheitsministerium vor, damals unter der Leitung von Beate Hartinger-Klein (FPÖ). Die App "Personal 4.0 – Mitarbeiter finden, binden und motivieren" wurde laut Website am 18. April desselben Jahres dem Wirtschaftsbund, am 15. Juni der Wirtschaftskammer präsentiert.

Präsident von Ebcon ist der gebürtige Regensburger Stefan Kletsch, der sich in der CSU engagiert. Formelle Verbindungen zwischen Wirecard und dessen flüchtigen Manager Jan Marsalek und Ebcon gibt es zwar keine. Dennoch wurde im Innenministerium der Präsentationstermin laut APA-Informationen unter dem Schlagwort "Wirecard" angekündigt. (APA, 30.7.2020)