Mit der Abgeschiedenheit ist es so eine Sache: Denn im Notfall muss der Arzt schnell zur Stelle sein, gute Schulen für die Kinder sollten außerdem innerhalb einiger Seemeilen liegen.

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Träumen tun wahrscheinlich die meisten hin und wieder davon: von einer eigenen Insel irgendwo im Nirgendwo und fernab aller Probleme des Alltags.

Corona dürfte diese Träume noch einmal beflügelt haben: "Das Interesse ist sehr stark", sagt der deutsche Inselmakler Farhad Vladi, Geschäftsführer von Vladi Private Islands. Er führt das auf die Angst vor einer Ansteckung und eine Sehnsucht nach Isolation zurück: "Und wo findet man eine paradiesischere Isolation als auf einer Insel?"

Besichtigungen erst im Herbst wieder

Offen ist allerdings, ob das gesteigerte Interesse sich am Ende auch in mehr Inselverkäufen niederschlagen wird. Reisen ist derzeit nämlich schwierig, Besichtigungen daher de facto unmöglich. Interessenten werden von Vladi also auf den Herbst vertröstet.

Was gesucht wird? "Das Hauptaugenmerk liegt immer auf demselben Inseltyp", sagt der Makler. Gefragt sind Selbstversorgerinseln. "Die Menschen träumen von Inseln mit landwirtschaftlichen Böden, auf denen sie Kartoffeln anpflanzen können. Sie träumen von Fischen und Hühnern vor der Haustüre. Man ist mit der Familie auf der Insel, braucht niemanden mehr – und auf Wiedersehen", fasst Vladi die Anfragen zusammen.

Das Problem ist allerdings: Von diesen Inseln gibt es nicht viele. "Die meisten Inseln sind kleiner und robuster und nicht auf Agrikultur ausgelegt", so Vladi. Passende Eilande findet man teilweise an der bretonischen Küste, in Italien und in Neuseeland – aber nicht, so wie viele hoffen, in der Karibik. Auch die Versorgung mit Frischwasser steht der Nutzung mitunter im Weg.

Keine Preisgrenzen nach oben

Auch wenn eine eigene Insel für viele wohl der Inbegriff von Luxus sein dürfte: Inseln sind nicht nur für die Superreichen, ist Vladi überzeugt. "Wer sich ein sehr gutes Auto leisten kann, kann sich auch eine Insel leisten", sagt er, übrigens inklusive Erhaltungskosten. Ein Minimum von 50.000 Euro sei notwendig. Grenzen nach oben gibt es keine.

Das internationale Maklerhaus Sotheby’s hat aktuell beispielsweise die sehr verheißungsvoll klingende "Blue Island" auf den Bahamas um umgerechnet 64 Millionen Euro im Angebot. Die schmucke Privatinsel ist fast drei Quadratkilometer groß und verfügt über einen eigenen Landeplatz fürs Privatflugzeug, die Zollabfertigung für internationale Flüge gibt es auch vor Ort.

Beim fast fünf Kilometer langen Strand können sich künftige Bewohner auch gut aus dem Weg gehen. Das Reservieren von Liegen mit dem Handtuch ist also eher nicht notwendig. Auf der Insel gibt es ein Haupthaus und ein Haus für die Angestellten, Platz für weitere Bauvorhaben gibt es genug.

Keine echte Abgeschiedenheit

Auch Farhad Vladi hat Inseln auf der ganzen Welt im Angebot. Er relativiert aber manche Erwartungen: Zwar wünschen sich viele eine abgeschiedene Insel. Aber die Kinder wollen in eine gute Schule gehen, und ein Arzt sollte innerhalb von zwei oder drei Stunden erreichbar sein. Danach werde von Interessenten immer gefragt. "Wenn ich dann sage, das dauert zwei bis drei Tage, ist die Insel unverkäuflich", so Vladi.

Virtuelle Besichtigungen, wie sie sich während der Corona-Pandemie in vielen anderen Immobilien-Segmenten etabliert haben, sieht Vladi auf seinen Inseln nicht als Lösung. Dafür seien sie zu speziell: "Jede Insel hat eine eigene Energie – und diese Energie spürt man nur, wenn man auf der Insel steht." (Franziska Zoidl, 2.8.2020)